RAINER ||| Verschwörungstheorien: So entstehen sie!

Wurde die Mondlandung 1969 von den Amerikanern in einem Flmstudio getürkt? Haben nicht die Flugzeugeinschläge durch Al Kaida das World Trade Center zum Einsturz gebracht, sondern wurde es gesprengt? Wer hat in Wirklichkeit die Corona-Pandemie verursacht? Hinter diesen und vielen anderen Dingen auf unserem Planeten scheint mehr zu stecken, als man „uns“ glauben machen will. – So lautet die Überzeugung von Menschen, die an Verschwörungen in ganz großem Stil glauben.

Social Media und die Möglichkeit über Kanäle wie YouTube Verschwörungserzählungen innerhalb kürzester Zeit an sehr viele Mitmenschen zu verbreiten, leisten hierbei ganze Arbeit – umso mehr in Zeiten der Verunsicherung durch Katastrophen oder Unglücke, Geldvernichtung oder Politikversagen. Und man muss neidlos zugeben: Verschwörungstheorien jeglicher Couleur sind erfolgreich, bieten sie doch schnelle und einfache Antworten in unserer komplexen Welt. Wie einfach das geht soll folgendes Beispiel anhand von nur drei Fakten zeigen:


Fakt 1: Früher durften Frauen in Westdeutschland kein eigenes Konto eröffnen, ohne Erlaubnis des Mannes arbeiten gehen oder überhaupt den Führerschein machen. Zum Beispiel Letzteres änderte sich erst mit dem Gleichberechtigungsgesetz von 1958, wobei: in der DDR konnten Frauen bereits seit der Staatsgründung 1949 eine Fahrerlaubnis erwerben.

Fakt 2: Maria Rosalia Auguste Nitribitt, genannt „Rosemarie“, war in den späten 1950er Jahren eine bekannte deutsche Edelprostituierte, die nach ihrer Ermordung 1957 landesweit eine tragische Berühmtheit erlangte. Ihr Mordfall wurde zwar nie aufgeklärt, aber durch einen Roman, mehrere Spielfilme, Theaterstücke, Sachbücher und Filmdokumentationen ist sie bis heute ein Begriff. Ebenso verbindet man mit ihr als Markenzeichen auch ein Mercedes-Benz 190 SL Cabrio mit roten Ledersitzen, mit dem sie zu Lebzeiten auf „Kundenfang“ ging und viel Aufsehen erregte; davon gibt es einige Fotos.

Fakt 3: Nitribitt wurde ohne ihren Kopf beigesetzt, der von der Frankfurter Staatsanwaltschaft als mögliches Beweismittel zurückgehalten und als Lehrmittel für die Kommissarsausbildung im Kriminalmuseum Frankfurt ausgestellt wurde. Erst nach fünf Jahrzehnten gab die Staatsanwaltschaft den Schädel frei, sodass er in ihrem Grab beigesetzt werden konnte.

Ist Ihnen aufgefallen, dass das mit dem Autofahren im Grunde gar nicht sein kann. Bis zu ihrem Ableben 1957 fuhr Nitribitt mit ihrem Mercedes Cabrio durch die Lande (… ich habe recherchiert und bei Wikipedia herausgefunden, dass ihr ein Freier bereits 1954 einen Opel Kapitän – damals ein außergewöhnlicher Besitz für eine Frau Anfang 20 – geschenkt hatte …), aber einen Führerschein durften Frauen erst ab 1958 machen? Hallo! Wir leben in Deutschland, wo nicht sien kann, was nicht sein darf. Bei uns hat alles seine Ordnung.

War das Mädchen Rosemarie vielleicht eine DDR-Spionin? Das würde erklären, wie sie zu ihrem Führerschein kam. Aber weshalb hat man ihren Schädel abgetrennt und dann auch noch ausgestellt? Wurde wie velleicht bereits von ihrem oder ohren Mördern geköpft und man wollte dies durch die lapidare Erklärung „mögliches Beweismittel“ verschleiern. Und wer sind ihre Kunden gewesen? Heraus fand man seinerzeit, dass viele davon prominent waren, darunter Angehörige der Familien Krupp von Bohlen und Halbach, Quandt und Sachs. Waren auch hochrangige Männer darunter, vielleicht aus dem Bonner Politikbetrieb … möglicherweise ein aktiver Bundesminister oder ein späterer Bundeskanzler?

Neben der Toten fand man ein Tonbandgerät, Liebesbriefe, Postkarten und Gedichte. Wen belasteten die Beweismittel und gab jemand den Auftrag, die Ermittlungen ergebnislos einzustellen? Fragen über Fragen, die allesamt eindeuitg nur ein Ergebnis haben können: Irgendetwas stimmt nicht mit der Sache. Was man schon allein daran sieht, dass alle Spuren in Richtung der Regierung, der Wirtschaft, der Oberen Zehntausend führen. Da stellt sich ganz klar die Frage: „Wem nützt es, dass der Tod unaufgeklärt blieb?“ und natürlich „Wer könnte einen Vorteil durch ihren Tod gehabt haben?“.


Man sieht an diesem Beispiel, wie einfach wir uns von Geschichten faszinierne lassen, deren Fakten wir nicht überpüfen können. Gesucht wird immer nach einem Schuldigen, den es zu entlarven gilt. Verschwörungsgläubige sind von Beginn an überzeugt davon, dass es immer einen Nutznießer von schrecklichen Ereignissen wie diesem geben muss. Ausgehend davon wird ausschließlich nach Belegen gesucht, die diese Annahme stützen. Informationen und Tatsachen, die nicht die eigenen Annahmen bestätigen, werden schlichtweg ausgeblendet oder als „fake news“ diffamiert. Man lässt nur Belege zu, die den eigenen Verschwörungsglauben stützen. Das macht es so einfach, anzunehmen, dass es einen Manipulation aus dem Hintergrund oder „von oben“ gibt, die raffiniert eingefädelt worden ist. Dass manche Dinge oder Ereignisse auch rein zufällig passieren konnten oder können, schließt man aus.