Rainer W. Sauer: „IT STARTED WITH A … QUIZ“ (Wissen verändert den Menschen)

Hinweis: Um das Nachfolgende optimal zu verstehen, sollten Sie zuerst DIESE VORGESCHICHTE lesen. Denn: Wenn Sie erst diesen Artikel zum WIssen-Quiz lesenund dann die Vorgeschichte, geht Ihnen vielleicht der ganze Spaß am Lesen ein wenig verloren. Sie brechen ja auch nicht auf nach Ägypten und besuchen die Sehenswürdigkeiten und interessieren sich erst für deren Historie, wenn Sie wieder von der Reise zurückgekehrt sind …


Ohne Zweifel besitzen wir bei unserem Schulabschluss eine gewisse Allgemeinbildung. Doch schon ein paar Jahre später haben wir eine ganze Menge an Wissen bereits wieder vergessen, wenn wir es dabei belassen. Da hilft auch kein gelegentliches Blättern in Illustrierten beim Zahnarzt oder Friseur, keine Anschaffung eines mehrbändigen Lexikons oder das Schauen von TV-Sendungen, bei denen das Wissen von prominenten Menschen abgefragt wird. Gleichwohl sind die in Zeitschriften und dem Fernsehen angebotenen Wissens-Quiz [… obacht: Die Mehrzahl von Quiz sind laut Duden tatsächlich die Quiz …] auch so beliebt, denn hierbei kann man / frau seinen Mitmenschen zeigen, was man doch so alles in den Gehirnwindungen seines Oberstübchens an Halbwissen geparkt hat.

„KOSMOS Handweiser für Naturfreunde“ aus den 1930er-Jahren

Ich persönlich hatte mein Erweckungserlebnis zur Wissensmaximierung Ende der 1960er Jahren nach zwei sog. „Kurzschuljahren“ während eines Intermezzos an einem Gymnasium meiner Heimatstadt. Dort wurde gepaukt, doch der „Nürnberger Trichter“ fand keinen richtigen Zugang zu meinem zehn Jahre alten Schädel, der groß genug gewesen wäre, um die Wissenmenge einzufüllen. Die „Erweckung“ betraf bei mir vor allem drei Dinge: 1.) die Astronomie (denn zuvor hatte ich mich nur für Weltraumfahrt interessiert und nicht die Historie des Weltalls) – ich wurde begeistertes Mitglied einer Astronomie AG, 2.) die Musik – Benjamin Brittens „War Requiem“ fasziniert mich aus dieser Zeit heraus bis heute, 3.) die englische Sprache. Bei letzerem ist mir bis heute ein Besuch von amerikanischen Schülern in Erinnerung, die meine Klasse besuchten und uns aus dem USA berichteten.

Nach der „Quinta“ durfte ich das Gymnasium wieder verlassen und wiederholte die 6. Klasse an einer Realschule, in der ich mich zum ersten Mal geborgen und verstanden und wohl fühlte. Hinzu kam, die gerade neu eröffnete Zweigstelle der Stadtbücherei in der Nähe der Schule, in der ich fortan nahezu jeden Tag ein bis zwei Stunden verbrachte. Zuhause schnappte ich mir nun, nachdem ich zuvor hauptsächlich in den „Hobby“-Heften meines Vaters geblättert hatte, alles, was mir Wissen vermiteln konnte und lernte schnell altdeutsche Schrift zu lesen, damit ich die KOSMOS-Bändchen meines Urgroßvaters in mich aufnehmen konnte. Schon viele Jahrzehnte vor heute üblichen TV-Formaten des Discovery-Channels, der BBC oder „Terra X“, aber auch lange vor dem Infotainment durch die Habers, von Ditfurths, Bublaths, Leschs oder Yogeshwars, wurden genau die Themen jungen Menschen vermittelt, die auch heute noch im Vorspann der aktuellen Sendungen auftauchen. Sie glauben mir nicht? Prüfen Sie es einfach mal nach …

DER Wissens-Quiz Klassiker im Deutschen Fernsehen war hierbei zwischen 1958 und 1969 „Hätten Sie’s gewußt?“, eine vom Bayerischen Rundfunk adaptierte Version des US-amerikanischen Formats „Twenty One“, mit Heinz Maegerlein als Moderator. Die Sendung lief zunächst im Abendprogramm, wurde 1961 jedoch auf einen Sendeplatz am Nachmittag verlegt, direkt nach der beliebten „Kinderstunde“. Zwei KandidatInnen saßen jeweils in einer schalldichten Kabine und nur der Kopfhörer einer Person war angeschaltet. In jeder Runde wurde ein bestimmtes Wissensgebiet (z. B. Geografie) bzw. eine bestimmte Kategorie (z. B. Sport) abgefragt. Hatte einer der Mitspieler oder Mitspielerinnen schließlich 21 Punkte erreicht, war das Spiel zu Ende und er oder sie erhielt einen Sachpreis gewonnen.

Rhetorisch fraghe ist meist zu Beginn meiner kleinen Quizrunden bei Live-Events: „Waren es nicht die Musiker von Hot Chocolate gewesen, die einst sangen ‚IT STARTED WITH A QUIZ, I never thought it would come to this …‘?“ – Ich jedenfalls habe ich das immer so verstanden 🙂 weshalb ich ein Wissens-Quiz in beinahe alle meine Vortragsprogramme und Live-Seminare aufgenommen habe. Ganz zu Anfang der Veranstaltung, dient zugleich als Einstieg und Auflockerung für die TeilnehmerInnen, stellt quasi den „Eisbrecher“ dar. Bei mir heißt das Ganze „Wissens-ABC“ als kleine Hommage an Vera F. Birkenbihl. Dabei wird live von einem der SeminarteilnehmerInnen ein Buchstabe gezogen und danach gibt es von mir in Interaktion mit dem Publikum interessante Fakten und ich frage auch schon mal Schwarmwissen ab. Hier ein kleines Beispiel zum Buchstaben „S“:

Das Thema ist SCIENCE-FICTION und die Fragen lauten „Wer hat Captain Kirk als beliebtesten Star Trek Charakter abgelöst und weshalb verlor Kirk seinen Platz 1?“ = Antwort1 : „Jean-Luc Picard“; Antwort 2: „Weil Kirk inzwischen fast schon einen Ruf wie Donald Trump hat, also zu Gewaltausbrüchen neigt und ignorant ist, immer wieder Frauen belästigt, sich in Dinge einmischt, die ihn eigentlich nichts angehen.“ – Und schon ist der Einstieg geschafft und ich kann Wissen über Picard weitergeben.

ACHTUNG SPOILER!!! (… wer’s nicht wissen will, sollte den grünen Text schnell überspringen …)

///… nämlich, dass dessen Name laut ST-Erfinder Gene Roddenberry auf die im 20. Jahrhundert berühmte Forscher- und Wissenschaftler-Familie Piccard Bezug nimmtbenannte, die auf die Schweizer Zwillingsbrüder Auguste und Jean-Felix Piccard zurückgeht. Auguste Piccard gelang 1931 der erste Flug mit einem Höhenballon in die Stratosphäre dank einer Ballonhülle und einer Flüssigsauerstoff-Versorgung, die sein Bruder Jean-Felix entwickelt hatte. 1960 tauchte Augustes Sohn Jacques Piccard mehr als 11 Kilometer tief bis auf den Grund des Marianengrabens im Pazifik, der tiefsten Stelle der Erde: ein Rekord, der bis 2019 hielt. Und 1999 umkreiste Augustes Enkel Bertrand Piccard als erster Mensch die Erde nonstop in einem Ballon.

Laut Roddenberry soll sein Jean-Luc Picard ein direkter Nachfahre von Jean-Felix sein, dessen Forscher-Gen sich zwar seinerzeit nicht so sehr ausprägte, aber schließlich in Jean-Luc zeigt, dem Captain der USS Enterprise NCC 1701-D. – Und was unterscheidet den nun von Captain Kirk? Ganz einfach (… und so stand es schon in der Charakter-Vorgabe seines Erfinders): „Picard ist ein weiser Mann in den 50ern, der sehr jugendlich geblieben und in erstklassiger körperlicher Verfassung ist. Er ist zweifellos ein Romantiker und glaubt fest an Konzepte wie Ehre und Pflichtbewusstsein. Als Captain kommandiert die Enterprise, denkt dabei vorher nach, wägt ab, entscheidet nach seinem Gewissen.“ ///

Und natürlich erhält der / erhalten die Gewinner am Ende auch noch einen kleinen Preis. Lassen Sie sich also überraschen.