Lesen Sie HIER Teil 1 von „Unterschiede zwischen VFB und RWS“!
Wenn ich, bei allen Gemeinsamkeiten bei der Vermittlung „gehirn-gerechter“ (= VFB) bzw. „gehirn-genialer“ Lehr- und Lerninhalte (= RWS), auf die Unterschiede bei der Herangehensweise zwisch Vera F. Birkenbihl und meiner Person eingehe, dann darf ich nochmals auf den Altersunterschied zwischen ihr und mir eingehen, da dieser bereits für sich betrachtet – weil VFB schon früh angefangen hat zu lehren (… sprich: in den frühen 1960er Jahren in München …). Nicht, was den einzelnen Menschen als Individuum betrifft, sondern eher Ihre Methode mit Teams umzugehen.
Angeregt durch die Arbeit ihres Vaters fragte sich VFB „Wie könnte man Unternehmen und deren MitarbeiterInnen-Teams in der Bundesrepublik der 1970er und 1980er Jahre besser aufstellen, als mit Ratschlägen direkt aus dem USA?“ Wer aber, wie ich, genau zu dieser Zeit etwas über Führung in der Verwaltung gelernt hat, in und mit ihr Jahrzehnte verbrachte, der wird feststellen, dass hier in Deutschland im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts auch andere, neue Erkenntnisse und Methoden gewachsen sind, bei denen das Rollenspiel bei der Vermittlung von Inhalten nicht mehr so sehr im Fokus stand, wie im Werk von Vera F. Birkenbihl oder ihrem Vater. Man könnte fast sagen, dass VFB „am grünen Tisch“ die Symptome der Probleme von Teams behandelte, während ich die Ursachen erlebte und erkennen konnte.
Um mit Star Trek zu argumentieren: Als in der zweiten TV-Serie 1987 mit Jean-Luc Picard ein neuer Captain-Typ etabliert wurde, war JLP zwar ebenso neugierig auf alles zu Entdeckende wie James T. Kirk, aber er kam zu der Erkenntnis, dass sich aufgrund von Entwicklungen wie „Q“ oder den Borg sich „die Welt des Universums“ (… um eine RWS-Metapher zu verwenden …) geändert hat. Bei Picard ist nichts mehr wirklich klar, sicher, geschützt oder schützenswert. Genau wie in der Welt der Teamarbeit zur Jahrtausendwende, die eine völlig andere war, als in den 1960ern in den USA. Man / frau musste ganz andere Dinge bedenken, um Personen ins innerste Führungsteam aufzunehmen. Zudem sorgt Diversität bei Personen und Expertisen bei der Aufstellung von Teams für eine bereichernde Vielfalt an Perspektiven. Führungskräfte von heute hören sich Einzelmeinungen an und treffen dann ihre Entscheidungen. Oder wie die Figur Picard es ausdrückt: „Führung funktioniert nur gut, wenn meine Offiziere sagen, was sie denken.“
Als erfahrene Trainerin wusste Vera F. Birkenbihl dass Organisationen zu Betriebsblindheit neigen und lehrte Methoden hiergegen. Aber so weit, dass sie akzeptierte, dass Menschen „auf Arbeit“ nicht nur zusammenarbeiten, sondern auch in gewisser Wiese zusammenleben – jeden Tag einige Stunden über für (im Idealfall) viele Jahre –, ging sie in ihren Seminaren meines Wissens nach dann doch nicht. Da ich beruflich in Strukturen großgeworden bin, in denen ich tagtäglich verschiedenste Szenarien im wahrsten Sinne des Wortes mit-ERLEBEN durfte, gehe ich hier bei meinen Veranstaltungen zum Thema anders heran als VFB. Ich plädiere dafür, dass Führungskräfte auch schon mal ihre Mitarbeitenden passiv coachen dürfen. Dazu gehört es, Gespräche zu führen, dabei zuzuhören und gelegentlich auch schon einmal virtuelle die Arme tröstend um eine Person zu legen und zu sagen: „Halb so wild.“ Oder wenn jemand ausruft „Ich komme mir vor wie ein Idiot.“ zuzustimmend zu sagen: „Ja richtig, das sollen Sie auch.“ – Wenn sie vor solchen Äußerungen einen humorvoll-motivierenden Führungsstil etablieren konnten, wird der / die Mitarbeitende verstehen, wie sie das gemeint haben.
Ohne Frage lebte Vera F. Birkenbihl, wie Scharen von anderen BeraterInnen, von der Sinnfrage des Lebens (… und das nicht schlecht). Denn der arbeitetende Mensch lebt ja nicht zum Selbstzweck des Broterwerbs. Wenn dies die treibende Kraft in unserem Leben ist, dann machen wir etwas verkehrt, denn es ist so einfach uns selbst (und damit unser Leben) zu verbessern. Die Sinnfragen des Lebens durch Erkenntnisse in einem Seminar oder aus Büchern für sich passend zu beantworten, beinhaltet aber auch, dass SeminarteilnehmerInnen / LeserInnen dem Dozenten, Trainer, Coachm Autor vertrauen. Das war bei Michael Birkenbihl lange Zeit ebenso der Fall, wie bei seiner Tochter. Bei ihm gab es jedoch eine Zäsur, als er Esoterik stärker in seine Programme einbaute und zudem in seinem Buch „Wer repariert den Chef?“ eine anachronistische Sicht der Dinge präsentierte, die nicht mehr in die 1990er Jahre passte. Auch bei VFB ist meiner Ansicht nach feststellbar, dass einige Menschen – selbst leidenschaftliche Fans – mit ihren esoterischen Herangehensweisen fremdelten und ihr hierbei nicht mehr vertrauen.
Ich habe in vielen anderen Bereichen ähnliche Erfahrungen machen müssen und meine Lehrkonzepte schließlich (oft schweren Herzens) angepasst und auch schon mal Dinge, die mir im Grunde wichtig erschienen, weggelassen, sobald ich bemerkte, dass sie beim Publikum / den TeilnehmerInnen meiner Veranstaltungen nicht ankamen. Vielleicht hat das etwas damit zu tun, dass mein großes nebenberuflichen Tätigkeitsfeld in der Musik liegt. In Interviews hatte ich dazu schon mal gesagt, dass ich eine Art „Sound“ in meinem Kopf habe und wenn der nicht stimmt, dann muss ich etwas ändern: Tonhöhe, Rhythmus, Sound-Design. Interessanterweise gibt ja auch der KEYNOTE-Speaker, wie schon der Name besagt, den Ton vor.
Zu einem möglichst souveränen Auftritt (… und den wollen alle, die ganz vorne und allein auf der Bühne stehen …), gehört es für mich auch, nicht nur die Erkenntnis zu verinnerlichent, jetzt / hier / heute genau die richtige Person am richtigen Ort zu sein. Bodenhaftung ist wichtig, wusste schon Isaak Newton 🙂 . Deshalb kann es bei aller Selbstsicherheit möglich sein, ohne Fehler gemacht zu haben, beim Publikum dennoch zu „verlieren“. Da ist es aus meiner Sicht kein Zeichen von Schwäche, Lehrelemente, die nicht ankommen oder möglicherweise abgelehnt werden, der größeren Sache wegen – sprich: des möglichst hohen Vertrauens – aufzugeben. Vielleicht war Vera F. Birkenbihl zu dominant ihren Versuchskanninchen gegenüber, die sich nicht trauten, zu widersprechen. Da bin ich anders.
Lesen Sie HIER Teil 3 von „Unterschiede zwischen VFB und RWS“!