Wenn ich Ihnen einen Begriff zurufe und Sie frage: „Was fällt Ihnen dazu ein?“, dann ist das, was Ihnen einfällt, eine Assoziation. Wenn jemand beispielsweise ein Kreuzworträtsel löst, dann denkt er auch assoziativ. Die Fähigkeit, assoziativ zu denken, ist dermaßen grundlegend, daß wir dafür 2 Kügeli erhalten, während die meisten anderen Aspekte nur 1 Kügeli „bringen“. Trotzdem findet assoziatives Denken im Schulbetrieb (im alten Sinn) so gut wie nicht statt – zumindest ist es nicht erwünscht.
Ich muß zugeben, daß auch Lehrkräfte, Ausbilderlnnen und TrainerInnen in der Erwachsenenbildung bis vor kurzem nichts davon wußten. Jede/r meinte, nur die Gedanken des Lehrenden seien wichtig, nicht die Assoziationen der Lernenden! In dem Maß, in dem wir (durch die Gehirnforschung) begreifen, wie wichtig die Assoziationen tatsächlich sind, wird immer unverständlicher, wie die Schulen (und andere Bildungs-Einrichtungen) die Fähigkeit, assoziativ zu denken, so komplett verlieren konnten.
Die Vorläufer unserer Schulen (klassische Akademien) waren regelrechte Diskussions-Foren (z.B. im alten Griechenland). Erst im Mittelalter kamen sogenannte Lateinschulen auf, in denen das sture, stupide Pauken an der Tagesordnung war, und heute hat sich dieser schädliche Pseudo-Lern-Stil (!) in den meisten Schulen zum Standard entwickelt. Bedenken Sie, daß heute über zwei Drittel der SchülerInnen in diesem System leiden und daß die Gruppe der OPFER eigentlich noch größer ist, wenn man all jene mit einbezieht, die dem normalen Unterricht nur unter Einnahme von Medikamenten (jahrelang!) beiwohnen können, sofern man sie nicht in SONDER-Schulen ausge-SONDERT hat. Dann bedenke man, daß es in ganz Finnland und Schweden keine einzige Sonderschule mehr gibt.
Wenn wir glücklich und erfolgreich lernen wollen, müssen wir die (noch) normalen Wege verlassen. Es ist enorm wichtig, uns geistig fit zu halten, und die 13 hier vorgestellten Techniken tun dies auf einfachste Weise. Diese Möglichkeiten bringen uns bei wenig Aufwand enorm viel, insbesondere wenn wir bedenken: Alle beschriebenen Spiel-Arten eignen sich für KURZE Spielzeiten; alle Techniken können also minutenweise geübt werden.
Wenn Sie in den Abschnitt „Training“ hineinsehen, dann wissen Sie, warum kurze Übungszeiten so wertvoll sind, wenn wir neues Verhalten lernen – auch neue Denk- und Lern-Variationen sind neues Verhalten! Die im Buch „Trotzdem LERNEN“ vorgestellten strategischen SPIELE helfen uns auf mehrfache Weise.
• Sie helfen uns, assoziativ zu denken. Zwar ist diese Art zu denken unser Geburtsrecht, aber Regelschulen und klassische Ausbildung haben das assoziative Denken seit Generationen weder zugelassen noch gefördert. Deshalb müssen viele Opfer des Systems erst wieder lernen, assoziativ zu denken. Die 13 hier vorgestellten SPIELE machen es extrem leicht, wir brauchen nur zu spielen.
• Assoziativ denken heißt: aktiv wahrnehmen. Je mehr man den passiven „Konsum“ von Infos gewöhnt ist, desto weniger kann man begreifen und merken. Dann denkt man, man sei „dumm“ oder „unbegabt“, während es nur am „dummen“ Denk-Stil liegt, der uns „unbegabt“ erscheinen läßt. Diese 13 SPIELE helfen uns aus dieser Denk-Falle heraus.
• Aktives Wahrnehmen ist Voraussetzung, um zu begreifen. Je mehr man daran gewöhnt ist, eine Info genau so wiederzugeben, wie sie vorgekaut wurde, desto weniger Übung hat man darin, Lern-Informationen zu begreifen. Begreifen aber ist Voraussetzung, um mühelos zu merken (lernen). Warnung: Wenn man beginnt, Lern-Infos zu verstehen, kann es sein, daß man merkt, wie hoch der Anteil an qualitativ „miesen“ Infos ist. (Böse Zungen behaupten, daß selbst viele Lehrkräfte dies nicht beurteilen können.)
• Begreifen ist die Vorstufe zum Merken (Lernen). Einmal bewußt wahrgenommen und sauber KONSTRUIERT bedeutet, daß wir diese Info später wiedergeben (= RE-KONSTRUIEREN) können. Lernen im Sinne der üblichen Definition ist nicht mehr notwendig, im Gegenteil: Es verhindert echtes Lernen!
Die Spiel-Varianten bringen uns bei wenig Aufwand enorm viel, insbesondere wenn wir bedenken: Sie machen uns intelligenter, denn sie sorgen nicht nur dafür, daß wir leichter lernen, sondern daß wir unser Wissen auch „anzapfen“ können, wenn es darauf ankommt. Und das ist ebenfalls ganz anders als bei herkömmlichem „Lernen“. Und das ganze … mit einem Minimum an Aufwand!
Wir können Mikro-Spiele von 90 Sekunden bis 2 Minuten durchführen. Man kann schnell mal zwischendurch eine kleine Runde spielen – allein oder zu mehreren. Natürlich ist es immer erlaubt, länger zu spielen, aber es ist eben auch möglich, schnell zwischendurch ein wenig zu üben. Diese Techniken stellen das allerbeste Fitneß-Camp für unseren Kopf dar!
Vera F. Birkenbihl, Odelzhausen