Über Carl Sagan wenige Worte zu verlieren, ist kaum möglich, weshalb ich mich darauf beschränke, ihn einen Visionär zu nennen, der in der Astrowissenschaft, bei Weltallmissionen und als Infotainer ebenso wie als Autor Außerordentliches geleistet hat, bevor er 1996 viel zu früh verstarb – HIER kann man das Wichtigste nachlesen. Mein Glück bestand darin, dass ich sein Werk über die Voyager-Missionen der NASA entdeckte und seine 1980 produzierte und 1983 in deutschsprachiger Fassung im ZDF ausgestrahlte TV-Serie „Cosmos“ / „Unser Kosmos“ (mit Norbert Langer als Stimme für Carl Sagan) auf VHS aufzeichnen konnte, was tatsächlich ein Glück ist, weil sie heutzutage nur noch in der amerikanischen Originalfassung verfügbar ist.
Begleitend zur TV-Serie erschien bereits knapp ein Jahr vor der deutschen TV-Ausstrahlung das Buch „Unser Kosmos: Eine Reise durch das Weltall“ (im Original: „Cosmos: A Personal Voyage“), angelegt als eine literarische Expedition durch Raum und Zeit. Sagan vermittelt in diesem Buch auf bis dato kaum bekannte Weise die tiefsten Geheimnisse des Kosmos, vom Urknall und dem Beginn des Universums, über die Bildung von Galaxien, die unglaubliche Lebensgeschichte der Sterne, die Existenz Schwarzer Löcher, den Aufbau unseres Sonnensystems, das Vorhandensein organischer Materie im All und der Frage nach Leben auf den zahllosen Planeten im Universum. Aber das sind nur einige der faszinierenden Themen des Buches, das auch etwa 500 meist farbige Fotos und Abbildungen enthält.
Nicht enthalten ist jedoch das berühmteste Weltraumfoto, das auf Carl Sagan zurück geht: der „Pale Blue Dot“. Der „blassblaue Punkt“ ist Teil einer Fotosession vom Februar 1990, die auf Sagans-Anregung im NASA-Auftrag von der US-Raumsonde Voyager 1 aus einer Entfernung von etwa 6 Milliarden Kilometer aufgenommen wurde. Es handelt sich bis heute um das aus dem größten Abstand gemachte Foto unserer Erde; 2001 wurde die Aufnahme zu einem der zehn besten Fotos der Weltraumwissenschaften gewählt. Sagan selbst sagte über dieses Foto:
„Unser Planet ist eine einsame Flocke in der großen umhüllenden kosmischen Dunkelheit. In unserer Dunkelheit – in all dieser Weite – gibt es keinen Hinweis, dass Hilfe von anderswo kommen wird, um uns vor uns selbst zu retten. (…) Meiner Meinung nach gibt es vielleicht keine bessere Demonstration der Dummheit der menschlichen Einbildungen als dieses ferne Bild von unserer kleinen Welt. Mir unterstreicht sie unsere Verantwortung, freundschaftlicher und mitfühlender miteinander umzugehen und diesen blassblauen Punkt, das einzige Zuhause, das wir je gekannt haben, zu bewahren und zu pflegen.“
Der Autor rechnete seiner Leserschaft zudem vor, dass ein Mensch im Laufe seines Lebens höchstens ein zehntel Prozent (… sprich: 0,1 % …) der Werke lesen kann, die in unseren größten Büchereien stehen. Ich plädiere dafür, dass das vorliegende Buch unbedingt dazugehören sollte.
In diesem Sinne Ihr Rainer W. Sauer