Pharao Tutanchamun regierte „Das alte Ägypten“ von 1333 bis 1323 v. Christus. Ein Pharao galt als Sohn des Sonnengottes Re und wurde vom Volk verehrt als Vertreter des Willens der Götter auf Erden, der als Herrscher uneingeschränkte Machtbefugnisse besaß: als einziger Eigentümer alles Landes mit den darauf befindlichen Dingen und Produkten, der allein ebenso über die Beute aus Kriegszügen verfügte wie über sämtliche Bodenschätze. Während Tutanchamuns Regierungszeit stellten seine Berater die traditionelle ägyptische Religion und Kunst wieder her, die von seinem Vater, Pharao EchnATON, im Rahmen der sog. „Amarna-Revolution“ zugunsten einer Ein-Gott-Religion abgeschafft worden waren, mit Gott ATON in Gestalt der Sonnenscheibe als Gott über alle Götter Ägyptens erhoben.
Prinz TutanchATON war der Sohn von Echnaton und dessen Partnerin Nofretete (auch: Semenchkare genannt), die in den letzten Jahren von Echtatons Regierungszeit mit diesem gemeinsam regiert haben soll und nur kurz nach Echnatons Tod ebenfalls verstarb. Nach dem Tode seiner Mutter wurde Tutanchaton zum Pharao ernannt und mit Echnatons dritter Tochter Ankhesenpaaton als älteste überlebende Prinzessin verheiratet. Da er bei seiner Thronbesteigung erst neun Jahre alt war, fungierten ein Beamter, der seit langem mit der königlichen Familie verbunden war, und ein Armee-General als oberste Berater und der Pharao änderte seinen Namen in TutanchAMUN. AMUN ist der Wind- und Fruchtbarkeitsgott der altägyptischen Religion.
Tutanchamun starb unerwartet in seinem 19. Lebensjahr, wobei Malaria in Kombination mit degenerativen Knochenerkrankungen und einem Unfall die Todesursache gewesen sein könnten. Sein plötzlicher Tod führte es auch mit sich, dass er keine leiblichen Erben hatte. Beigesetzt wurde er in einem kleinen Grab, das möglicherweise für seine Mutter errichtet worden war und in relativ kurzer Zeit im Tal der Könige für ihn umgebaut wurde. Als eher unbedeutender Pharao teilte er das posthume Schicksal anderer Herrscher des alten Ägypten, deren Namen von späteren Königslisten gestrichen und deren Denkmäler zerstört wurden. Deshalb übersahen damalige Grabräuber auch weitgehend sein Felsengrab, das offensichtlich nur unerheblich geplündert wurde und spätestens dann in Vergessenheit geriet, als Handwerker, die mit Arbeiten am nahe gelegenen Grab von Ramses VI. beauftragt waren, direkt über dem Eingang von Tutanchamuns Grabstätte Steinplatten für Unterstände errichteten. So wurde seine Grabstätte konserviert, bis eine systematische Suche des englischen Archäologen Howard Carter im Tal der Könige im Herbst 1922 den Standort enthüllte, wobei ihm die einstigen Plünderer halfen, die in seiner Nähe einen Fayencebecher mit dem Namen des Pharaos verloren, der Carter auf den richtigen Weg führte.
Nach der Freilegung des Eingangs im Laufe des November 1922 telegrafierte Carter nach London an seinen finanziellen Förderer Lord Carnarvon: „Habe endlich wunderbare Entdeckung im Tal gemacht. Prächtiges Grab mit intakten Siegeln. Bis zu Ihrer Ankunft wieder zugeschüttet. Gratulation.“ Unmittelbar nach Eintreffen von Lord Carnarvons öffneten beide heute auf den Tag genau vor 100 Jahren die Grabstätte. Im letzten Raum des Gewölbes fanden sie die Mumie Tutanchamuns in einem Steinsarg mit einer Kombination aus drei Särgen, der innerste aus massivem Gold, die beiden äußeren aus Gold, das über Holzrahmen aufgehämmert worden war. Über dem Kopf des Königs befand sich eine prächtige goldene Porträtmaske und zahlreiche Schmuckstücke und Amulette lagen auf der Mumie. Die Särge und der Steinsarkophag waren von vier, mit Hieroglyphen-Texten versehenen, Schreinen aus auf Holz aufgetragenem Gold umgeben, die die Grabkammer nahezu komplett ausfüllten. Die anderen Räume waren voller Möbel, Statuen, Kleidung, mehreren Streitwagen und Waffen sowie zahlreichen anderen Gegenständen.
Obwohl Tutanchamun in der Historie alt-ägyptischer Herrscher eher unbedeutend blieb, was Einfluss und Ruhm betraf, ist das Grab mit seiner Mumie vor allen dadurch berühmt geworden, dass es die am besten und vollständigsten erhaltene Grabstätte des Alten Ägypten ist, wozu vor allem die beim Publikum äußerst beliebte Ausstellung „Die Schätze des Tutanchamun“ beitrug, die in den 1960er und 1970er Jahren um die Welt reiste. Heute befinden sich seine Schätze im „Grand Egyptian Museum“ im ägyptischen Gizeh.
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