VERA ||| Die Loci-Gedächtnis-Methode

Der Name leitet sich vom Lateinischen (loci = „Ort“) ab. Allerdings hatten die „alten Römer“ diese Technik von den „alten Griechen“ übernommen. Der berühmte Anwalt und Redner Cicero hielt sie für das Beste. Wenn man bedenkt, daß es im römischen Gericht verboten war, irgendwelche schriftlichen Notizen zu verwenden und wenn man sich vorstellt, daß manche Redner stundenlang non-stop sprachen, um ihren Fall vor dem Gericht auszubreiten, dann ist uns klar, daß dies ohne ausgefeilte Gedächtnis-Technik nicht möglich gewesen wäre.

Jede Verknüpfungs-Technik basiert auf der Tatsache, daß unser Gehirn assoziativ arbeitet, d.h.: Jede Information, die in irgendeiner Weise mit einer anderen Information verknüpft werden kann, wird leicht gemerkt. Die Formulierung „in irgendeiner Weise“ ist der Schlüssel, denn die Verknüpfung muß mit der zu merkenden Information in keinem logischen Zusammenhang stehen!

Bei der Loci-Technik wählen wir als Verknüpfung Orte, z.B. unsere Wohnung. Nehmen wir an, Sie müßten die Länder der EG in der Reihenfolge ihrer Größe lernen und hätten eine Liste vorliegen, die morgen im Unterricht abgefragt werden soll. Dann könnten Sie jedes Land mit einem „Ort“ in Ihrer Wohnung verknüpfen. Also stellen Sie sich z.B. vor, wie Sie Ihre Wohnung betreten (Eingangstüre) und verbinden den ersten Begriff (hier: Frankreich) mit der Türe. Wählen Sie ein Symbol für das Land (z.B. den Eiffelturm) und stellen Sie sich vor, daß Sie Ihre Wohnung kaum betreten können, weil Sie beim Öffnen der Türe auf der Schwelle einen Eifelturm sehen, an dem Sie sich „vorbeizwängen“ müssen. Das zweite Land ist Spanien, als Symbol könnten Sie den Stier (wegen des Stierkampfes) wählen. Dieser kommt Ihnen in der Eingangshalle entgegengerast. Das dritte Land (Deutschland) „begegnet“ Ihnen z.B. beim Betreten der Küche, das vierte, wenn Sie den Küchenkasten öffnen usw.

Während die alten Griechen und Römer bevorzugt die Tempelanlagen wählten, in welchen sie die zu merkenden Informationen bildlich „aufhingen“, bauten die Gedächtniskünstler des Mittelalters regelrechte Paläste in ihrer Vorstellung. Ein Palast mit vielen unterschiedlich ausgestatteten Zimmern kann später unendlich viele Informationen „speichern“, aber für den ganz normalen Alltag reicht es, wenn Sie eine Ihnen gut bekannte „Adresse“ wählen, an der Sie jeweils bis zu 25 Begriffe „unterbringen“ können.

Vera F. Birkenbihl, Odelzhausen 1996