VERA ||| Antworten auf die Doppel-Frage: Glauben Sie eigentlich an Gott? / Wenn ja, wie sieht Ihr Gottesbild aus? (Teil 1/2)

Manche Fragesteller/innen möchten die eigene Vorstellung von Gott mit meiner vergleichen. Manchmal aber steckt hinter der Frage eine andere, die erst später im Gespräch auf-taucht, nämlich: Wie können Sie es wagen, (dieses) zu behaupten, wenn wir genau wissen, dass Gott (das) von uns fordert? – Ein konkretes Beispiel: Wie können Sie es wagen, im Seminar von persönlichen Zielen für individuellen Erfolg zu sprechen? Schließlich heißt es im Vaterunser „Dein Wille geschehe”, also ist Gottes Wille wichtiger als egoistische Ziele des Einzelnen, oder?!

Die Vehemenz solcher Angriffe steht oft in krassem Gegensatz zur Idee christlicher Nächstenliebe, denn dieses Gottesbild ist kein LIEBE-ndes, deshalb fürchten die Betroffeneneinen (jäh-)zornigen, strafenden Gott. Mein Gottesbild ist anders. Um es zu verstehen, beginnen wir damit, uns jetzt kurz mit der Hackreihe von Hühnern auf dem Bauernhof zu befassen…

Stellen Sie sich einen Hühnerhof vor. Die Hennen habenihre Hackreihe in der Vergangenheit eruiert; also hat jede der neun Hühner ihren spezifischen Status in der Gruppe. Nun kauft der Bauer eine zehnte Henne und setzt die neue zu den anderen… Dies bringt Unruhe in die Hühnergruppe. Solange nicht geklärt ist, welchen Rang die neue habenwird, solange muss die Statusfrage allerhöchste Priorität haben. Aber wie gehen die Hennen vor? Wird es tage- oder wochenlange „Schlachten” geben? Werden alle Hennen gegen die neue kämpfen? Wird es einige Kampf-Turniere geben, bis die neue Hühner-Hierarchie ausgefochten wird? Was glauben Sie? Vielleicht möchten Sie ein wenig spekulieren, ehe Sie weiterlesen?

Nun, die Hühner-Strategie wird Sie vielleicht überraschen. Unzählige Versuche haben gezeigt, dass es einen spezifischen „Schlacht-Plan” gibt, an den sich jede Hühnergruppe hält: Zunächst stürzt sich eine Henne aus der Mitte der Rangfolge auf die neue, also in unserem Fall z.B. die Henne Nr. 5. Gewinnt die Neue, dann kümmern sich die Hennen unterhalb des Ranges der Verliererin (also Nr. 6, 7, 8 und 9) überhaupt nicht mehr um sie. Verliert die Neue hingegen, so kümmern sich die Hennen 1, 2, 3 und 4 nicht mehr um sie, weil ihr Status ja durch den Sieg der Henne Nr. 5 erhalten blieb. (Denn wenn Nr. 5 die Neue besiegen kann, dann könnten es alle Hennen mit höherem Rang ebenfalls.)

Dieser Prozess läuft sehr schnell ab. Die Henne Nr. 5 hatte die Neue angegriffen und sofort nach diesem ersten Kampf stürzt sich wieder eine Henne „aus der Mitte” (der Rangordnung der verbleibenden Hennen) auf die Neue, wobei nach jedem kurzen Zweikampf die größtmögliche Menge der Hühner ausscheidet und sich wieder ihren Alltagsangelegenheiten (z.B. Würmer suchen, Körner picken) zuwenden kann, während die Kolleginnen die noch nötigen Status-kämpfe durchführen. Wenn wir ein wenig über die phänomenale Effizienz nach-denken, mit der die Hennen ihre (neue) Hackreihe etablieren, dann können wir nur staunen!

Natürlich betrachten wir die Situation aus dem Blickwinkel des Menschen, während wir gleichzeitig davon ausgehen, dass die Hennen mit ihrem kleinen Hühnerhirn zu derartigen strategischen Überlegungen gar nicht fähig sind… Trotzdem handeln die Hennen so, als verfolgten sie genau diese Strategie. Bitte bedenken Sie: 1.) Diese Hühner-GRUPPE hat mit einem Minimum an Kraft- und Zeitaufwand etabliert, welchen Platz in der Hackreihe die Neue einnehmen wird. 2.) Die GRUPPE Hühner reagiert als System wie ein eigenständiger Organismus. 3.) Die Fähigkeit der Hühner-GRUPPE zu intelligenten Strategien ist weit höher als die Intelligenz jedes einzelnen Mitglieds der GRUPPE. Wir Menschen haben Jahrzehnte gebraucht, bis wir diese clevere Gruppen-Taktik durchschaut haben, aber kein einzelnes Huhn ist in der Lage, die Strategie der Hühner-GRUPPE zu begreifen (d.h., die „Spielregel” zu durchschauen gemäß welcher es agiert)!

„Nun ja”, sagen Sie jetzt vielleicht, „das mag ja großartig sein, aber was hat das mit Ihrem Gottesbild zu tun?” – Antwort: Alles!

Wiewohl wir die Hühner zwar (einigermaßen) „durchschauen” (begreifen) können, kann keine der Hennen uns verstehen. Wir könnten keiner Henne unsere Wünsche klarmachen, weil uns einfach Welten trennen! Vergleichen Sie bitte unsere Betrachtung der Hennen und unser Verhältnis zu Gott: Ich gehe davon aus, dass unsere Position in der evolutionären „Hierarchie” um einige Stufenüber der jener Hennen liegt, aber ich gehe auch davon aus, dass dieser Abstand nur ein Bruchteil des Abstandes sein kann, der uns von dem Gott trennt, auf den sich die Gläubigen der großen Religionen berufen: (…)

Lesen Sie HIER den zweiten Teil des Artikels!

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