Diese Technik stellte ich erstmals 278 TrainerInnen im Sheraton Hotel in München vor und zwar auf der Jubiläums-Tagung „25 Jahre Birkenbihl“. Später wurde sie in meinem Buch „Rhetorik – Reden für jeden Anlass“ veröffentlicht, sowie in einem Sonder-Druck von EDDING und in „Das neue STROH IM KOPF?” (= ab der 36. Auflage). Dieser Text ist eine redaktionell überarbeitete Neu-Ausgabe in der es um die (oft gestellte) Frage geht: „Wie bereitet man eine Rede (oder Präsentation) professionell vor?“
Nun, ich muss Sie warnen: Ich verrate Ihnen gern, wie ich jeden meiner Vorträge/Seminare (bzw. neue Module in Seminaren) vorbereite, aber es ist mit Arbeit verbunden. Dieses ist der Weg, der maßgeblich zu meinem Erfolg beigetragen hat, bereits im Voraus ausgebucht zu sein, weshalb es bei mir seit 1975 keinerlei Akquise für firmeninterne Veranstaltungen gab. Die einzige Werbung, die Sie je gesehen haben könnten, waren Infos über ein offenes Seminar (wann, wo, wie teuer etc.). – Also:
Grundlage der Metapher ist eine alberne Story, eine jener Wander-Geschichten, die man in verschiedenen Ländern findet, in denen es darum geht, dass jemand anscheinend über Wasser geht und sich am Ende herausstellt, es war nichts übernatürliches, sondern, er wußte lediglich, wo die (von etwas Wasser bedeckten) Steine liegen. Denn es geht doch darum, dass wir „fließend“ sprechen (der Fluss), sowie, dass wir, wenn das Wasser zu tief wird und wir ins Schwimmen geraten könnten, auf STEINE IM FLUSS springen und wieder festen Boden unter den Füßen gewinnen können.
Je vertrauter uns der Inhalt ist, desto mehr Steine befinden sich schon im Fluss, je neuer das Thema, desto stein-loser ist dieser Fluss(abschnitt) und desto gefährlicher wird es für uns. Da ich die feste Meinung vertrete, daß unser Publikum keine Ansammlung von „Versuchskaninchen“ ist, müssen wir unser Training vor dem eigentlichen Vortrag erledigen. Deshalb nennen wir den Personenkreis, mit dem ich vorab (im Trockendock) üben kann, „Versuchskaninchen“. Der Begriff tauchte unter den Betroffenen auf und hat sich irgendwie eingebürgert (ist also nicht abschätzig gemeint). Der Erfinder sagte einmal, als ich das Prinzip erklärte: „Bei Ihnen möchte ich gern Versuchskaninchen sein“, einige andere nickten und baten in die Liste aufgenommen zu werden und so ergab es sich …
Steine im Fluss© ist also mein Ausdruck für die eigentlichen Wissens-Module im Vortrag. Dabei handelt es sich um Informations-Einheiten. Manche sind relativ klein (sagen wir, ein kurzes Fallbeispiel), manche können ganz schön groß sein und ein 15-Minuten-Modul beinhalten. Das ergibt sich im Lauf der Zeit. Und diese großen wie kleinen Steine im Fluss bieten Ihnen Sicherheit, weil Sie genau wissen, wo sich diese Steine befinden. Daher geben sie Ihnen jederzeit sicheren „Halt“. Dabei beinhaltet diese Metapher zwei Aspekte: Neben den Steinen gibt es da noch den Fluss: Etwas boshaft ausgedrückt, könnte man sagen: Manche RednerInnen stehen in einem Tümpel; nach den ersten 3 bis 5 Stunden haben sie kaum noch Neues zu bieten. Andere stehen in einem kleinen Bächlein, wieder andere in einem Fluss. Aber manche befinden sich in einem Fluss ohne Steine, deshalb müssen sie alles ablesen und klammern sich krampfhaft an Rednerpult oder Manuskript… so dass die Doppel-Frage an Sie lautet: Wieviel Fluss (Themen, Wissensgebiete, mit denen Sie sich befassen) und wieviel Steine (in welchen Teilen des Flusses) haben Sie bisher erarbeitet?