RAINER ||| Wo ist mein Knäckebrot geblieben? (Weshalb es uns irritiert, wenn sich etwas verändert oder gar verschwindet)

Eines der Bücher der von mir verehrten Coaching-Expertin Sabine Asgodom heißt „Das Leben ist zu kurz für Knäckebrot“ – ich dagegen liebe das schwedische kurz, heiß und knackig gebackene Trockenbrot, esse zeitweise am Vormittag und Abend kaum etwas anderes als Unterlage. Meine bevorzugten Sorten sind seit Jahren Wasa „Mjölk“ und Wasa „Müsli Gourmet“ und da der Mensch ein Gewohnheitstier ist – gerade als Verbraucher – irritierte es mich schon ein wenig, dass vor einiger Zeit nahezu überall im Supermarkt oder beim Discounter Mjölk ausverkauft war und offensichtlich nicht wieder „eingeflyt“ wurde, wie meine Frau das Wiedereinräumen von Regalen nennt.

Das liegt daran, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist, wie das Sprichwort schon nahelegt. Er (m/w/d) hält an Beziehungen und Arbeitsplätzen fest, auch wenn sie ihm schaden, wagt eher selten und ungern den Sprung ins Unbekannte, kann einfach nicht loslassen, obwohl das erlernbar ist. Manche Menschen kaufen seit Jahrzehnten das Gleiche ein, greifen gerne zum Gewohnten, halten vertrauten Marken lange die Treue. Entsprechend irritiert sind die Reaktionen, wenn sich ein Produkt verändert oder gar nicht mehr verfügbar ist. Ich schrieb Wasa an und man berichtet mir, dass „Mjölk“ von Wasa selbst in „Milch und Joghurt“ umbenannt worden sei. Weshalb sie in vielen Regalen fehle, hänge damit zusammen, dass die Lebensmittelanbieter erst einmal ihre Bestellsysteme umstellen müssten, da in aller Regel ein laut Kassenmeldung ausverkaufter Artikel sofort nachbestellt werde und „Mjölk“ gebe es ja nun nicht mehr (… vom erheblich erhöhten Verkaufspreis nach dem Wiedereinflyen einmal abgesehen). Das Gleiche passierte mir ein paar Monate später mit der Wasa Sorte „Müsli Gourmet“, die aber auch knapp ein Jahr nach dem „Aus“ in den Regalen noch immer nicht ersetzt wurde.

Neurobiologen, Psychologen und Psychiater können inzwischen recht genau analysieren, warum sich manche Veränderungen für uns mitunter so bedrohlich anfühlen. Der zentrale Faktor sind spezielle Eigenarten unseres Oberstübchens, sind Urängste wie unser mächtiger Wunsch nach Bindung. Die ist gerade am Anfang unseres Lebens geradezu unverzichtbar. Ein Kleinkind ergreift den Finger seiner Geschwister, Eltern und Großeltern, schmiegt sich immer wieder an, weil Sicherheit für es ein biologisch verankertes Grundbedürfnis ist. Doch auch noch im Alter löst Unsicherheit bei fast allen Menschen Unbehagen oder Angst aus. Doch kann ein Erwachsener Mensch in solchen Momenten eher selten Schutz oder Körperkontakt zu seinen Bindungspersonen suchen, wenn er dies nicht als Schwäche gedeutet haben will. Gleichwohl aktiviert sich, wann immer im Leben Veränderungsängste auftauchen, unser Bindungssystem. Das heißt, wenn wir mit etwas Neuem kofrontiert werden, gibt uns das Gefühl, (wenigstens) an irgend etwas festhalten zu können, also gebunden zu sein, Sicherheit und Verlässlichkeit.

Daher pflegen wir Rituale wie die große Abschiedstour vor dem musikalischen Abschied oder der Abschieds(polter)abend vor der Hochzeit. Sie versichert uns der Unterstützung durch Fans oder Freunde. Zugleich verschlingt Neues zu verarbeiten in unserem Gehirn große Mengen Sauerstoff und Zucker – im Vergleich zur Ressourcen fressenden Großhirnrinde sind die darunter liegenden Bereiche der Basalganglien, das ist eine Gruppe von Großhirn- und Zwischenhirnkernen, die über 90 Prozent unserer Alltagshandlungen steuern, jedoch extrem sparsam mit Energie. Übt sich der Mensch im Ausführen von Automatismen (… angefangen beim Grüßen über das Kaffeekochen bis zu anderne täglichen Ritualen …) schüttet sein Gehirn körpereigene Opiate in Form von Wohlfühldrogen aus. Dies ist mit ein zentraler Grund dafür, weshalb

[Lesen Sie HIER weiter!]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert