Vorgeschichte: Im Rahmen meiner Seminare, Verwaltungstrainings und Coachings habe ich in den 2010er-Jahren – basierend auf aktuellen Erkenntnissen aus Neurowissenschaft, Hirnforschung und Verhaltenswissenschaften – die Grundlagen für mein Buch „SCHALTER IM KOPF?! (Wie man den inneren Schweinehund gehirn-genial austrickst)“ erarbeitet, wobei ich diese Forschungsergebnisse stets in den Kontext mit Beispielen aus dem täglichen Leben oder aus der (Verwaltung-)Arbeit gesetzt habe.
Zudem spielen und spielten für den Teilnehmerkreis meiner Seminare oder Veranstaltungen – und daher auch für die Leserschaft des „SCHALTER IM KOPF?“-Buchs – praktische Übungen nach der von mir entwickelten und später „Sch.i.K.“ getauften Methode gehirn-genialen Lernens schon immer eine große Rolle, denn es geht darum, wie wir Bereiche unseres Denk-Organs so umprogrammieren können, dass wir lernen mit Stress und Belastungen umzugehen, Angst und Ärger zu umgehen, das Selbstvertrauen zu stärken und die Motivation zu erhöhen. Das man dadurch am Ende auch noch zu besseren Lernergebnissen kommen kann, ist ein weiterer positiver Effekt meines Buches.
Im Blog & Podcast „Über den Umgang mit Veränderung“ habe ich immer wieder verschiedene Texte aus dem Buch publiziert, wobei der erste davon im Wesentlichen bereits im Jahre 1995 entstanden ist. Man findet sie u.a. HIER und auch im BRAIN.EVENTS Infomagazin „UP-DATES“ gibt es Auszüge aus „SCHALTER IM KOPF?!“ zu lesen. Das alles wiederum führte zu durchaus berechtgten Fragen an meine Person, ob ich mich mit dem Buch oder anderen Aktivitäten (wie meinen Quiz-Spielen bei Live-Events) nah – vielleicht sogar zu nah? – an der Arbeit von Vera F. Birkenbihl bzw. derem Buch „Stroh im Kopf?“ bewegen würde. Dieser VE.RA-Blog tat ein Übriges. Gestatten Sie mir deshalb hierzu einige Bemerkungen, wobei man durchaus auf zufällige Parallelen zu VFB achten sollte …
Ich trat 1975 in den Verwaltungsdienst ein, wurde Beamter und konnte ein Jahrzehnt später (obwohl ich kein Abitur habe) die Verwaltungsfachhochschule Frankfurt als Diplom-Verwaltungswirt abschließen. Bereits Mitte der 1980er Jahre wurde mir klar, dass vieles im öffentlichen Verwaltungswesen kontraproduktiv ist. Aber jeder Versuch meinerseits, etwas in Frage zu stellen, führte unweigerlich zu Kritik, die oft auch ins Persönliche ging. Dass mich das verunsicherte, ist ganz natürlich, da ich erst einmal davon ausgehen musste, – damals war ich Mitte Zwanzig und mitten drin in der „Obrigkeitsverwaltung“ – dass meine Kritiker es aus ihrer Erfahrung heraus wirklich besser beurteilen können als ich. Das allerdings stellte sich im Nachgang immer stärker mehrheitlich als Fehleinschätzung heraus. Hinzu kam, dass ich durch mein nebenberufliches Engagement als Journalist, Moderator beim Hessischen Rundfunk und Musikveranstalter selbstbewusster wurde.
Nach der Wende wechselte ich von Hessen zum Verwaltungsaufbau nach Thüringen, bekam durch den Gemeinde- und Städtebund schnell die Gelegenheit, eigene Erfahrungen als Lehrkraft zu sammeln und gab u.a. meine Erfahrungen „aus dem Westen“ weiter – doch nicht ohne diese kritisch zu hinterfragen. Das Flipchart und der Overheadprojektor (oder „Polylux“, wie man ihn in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt aus DDR-Zeiten noch nannte) wurden meine Assistenten bei den Veranstaltungen. Als Mitglied des Personalrats bildete ich mich fort, erweiterte meine Büchersammlung jeden Monat um einige Werke und so entstand bei mir ein Grundstock an Thesen und Lehrmethoden für „Die neue Verwaltung“, wie ich mein Konzept damals nannte und es auch in verschiedenen Info-Heften publizierte. Ohne Frage war hierbei Vera F. Birkenbihls „STROH IM KOPF?“ samt der hierin von ihr propagierten Methoden gehirn-gerechten Lernens und Lehrens eine meiner favorisierten Landmarken, mit deren Hilfe ich meine Teilnehmerinnen zu deren Zielen hin navigierte.
Durch ein langjähriges Engagement beim vhw Bundesverbandes für Wohnen und Stadtentwicklung e.V. mit Dutzenden Veranstaltungen als Dozent, hatte ich mit der Zeit immer intensiveren Kontakt und Austausch sowohl mit Mitarbeitenden Öffentlicher Verwaltungen als auch Führungskräften und/oder BürgermeisterInnen, doch die wollten oft „… nicht so, wie ich wohl will.“ um es mit den Gebrüdern Grimm zu sagen. Hnzu kamen Aussagen wie: „Herr Sauer, Sie haben mich überzeugt – ich mache es aber trotzdem anders …“ . Das brachte mich zur Überzeugung, dass ich – wenn man mir schon die Chance gab, etwas zu bewegen – den Menschen, die zu mir kommen, das geistige Rüstzeug mit auf den Weg geben muss, damit deren bisherige Wege und Methoden, angeblich „richtig“ zu denken und zu lernen (… angeblich, da sich dies – wie wir nicht zuletzt dank VFB wissen – oft erheblich gegen die Wirkungsweise des Gehirns richtet …) verbessert werden können. Ich brauche an dieser Stelle nicht zu sehr ins Detail gehen, denn es gibt in „SCHALTER IM KOPF?!“ ein eigenes Kapitel hierzu.
Den nächsten wichtigen Schritt ging ich in den beginnenden 2000er Jahren, als ich über die heutige Ehefrau des Musikers Heinz Rudolf Kunze an die Arbeit von Sabine Asgodom herangeführt wurde und erkannte, was der Unterschied zwischen (Verwaltungs-)Training und Coachng ist und wie man als Coach anderen Menschen dabei helfen kann, selbst die Lösung von Problemen zu finden. Kurze Zeit später entwickelte ich gemeinsam mit Gabriele Kunze das Coachingmodell „Konflikttraining Jena“, nach dem ich auch heute noch arbeite, denn Konflikte und wie man mit ihnen umgeht, sind oft ganz entscheidend für die eigene Befindlichkeit und die innere Ruhe. Sie können sich destruktiv auswirken, wenn man sie nicht lösen kann oder gar verdrängt, können aber auch „der Pfeffer des Lebens sein“ – also richtig dosiert dazu beitragen, dass einem das Leben oder die Arbeit oder die Partnerschaft besser „schmecken“. Seit Gabi Kunzes Umzug nach Hannover Mitte der 2000er Jahre habe ich das Konflikttraining-Modell dann selbst fortentwickelt.
Inzwischen arbeite ich nicht mehr in der Verwaltung sondern freiberuflich als Dozent, Trainer und Coach, habe ein eigene Firma und leitete das Institut für Verwaltungsinnovation (heute: Institut für gehirn-geniales Denken und Lernen), denke aber nun schon seit mehr als viereinhalb Jahrzehnten über effiziente gehirn-geniale didaktische Methoden zum Lernen, Lehren, Selbsterkennen nach. Daraus entstand schließlich die Idee eines Buches unter dem Arbeitstitel „Den Schalter im Gehirn anknipsen“, aus dem später in Anlehnung an den Erfolgstitel „STROH IM KOPF?“ eben zu „SCHALTER IM KOPF?!“ wurde. Allerdings geht dabei auch nur das Fragezeichen direkt auf Vera F. Birkenbihl zurück, denn „Schalter“ bezieht sich im Wesentlichen auf unsere persönliche „Schaltzentrale“ in unserm Denkapparat und hat mit einer Vogelscheuchen-Metapher des Oberstübchens voller Stroh sozusagen „nichts am Hut“. Übrigens habe ich das Ausrufezeichen genaz bewusst dem Fragezeichen hinterhergesetzt.
Der Austauch von „Gehirn“ in „Kopf“ ist, bezogen auf den Arbeitstitel von 2011, dann auch eher einer tieferen Bedeutung des Ganzen geschuldet, da „im Kopf“ eben mehr passiert, als neurologische Prozesse – sprich: das bewusste resp. unter-bewusste Denken und Fühlen. Aus meiner Sicht bin ich in bestimmten Bereichen meiner Arbeit also unterwegs zu einem ähnlichen Ziel wie VFB, aber gehe meine eigenen Wege (gerade was das Infotainment betrifft) und hier zitiere ich einmal Gabi Kunzes Ehemann mit den Worten: „Eigene Wege sind schwer zu beschreiben, sie entstehen ja erst beim Gehen.“ Aber Vera Felicitas Birkenbihl ist ja auch nicht die einzige Inspiration. Beeindruckt hatte mich z. B. auch Hoimar von Ditfurths Buch „Der Geist fiel nicht vom Himmel“, das ich 1976 zum Geburtstag als signierte Erstausgabe von einer Bekannten meiner Mutter geschenkt bekam. Darin beschreibt er faszinierend die Evolution des menschlichen Geistes vom ersten einzelligen Lebewesen bis zum menschlichen Großhirn sowie die Grenzen der Erkenntnisfähigkeit des Menschen.
Auf der anderen Seite gibt es in „SCHALTER IM KOPF?!“ genügend Eigenerfindungen meinerseits über „I.M.P.U.L.S.E.“ (also: „Ideen managen Probleme und liefern schnell Ergebnisse“) bis hin zum Kapitel „Die Angst des Menschen vor dem Händedruck eines Androiden“, in dem es um die von Isaac Asimov definierten „Robotergesetze“ geht, sprich: Regeln und Ethik für Künstliche Intelligenz. Dahinter steht das Faktum, dass ein Mensch, wenn er bewusst die anerkannte Ordnung verletzt, seine Umwelt anders wahrnimmt als zuvor, aber trotzdem versucht, sich in ihr sicher zu bewegen. Anders ist sein Umgang mit dem utopischen Anspruch, Korrelationen mit Nicht-Menschen in sinnvolles Denken und Handeln umzusetzen.
Fazit: Will man mir „Ideenklau“ vorwerfen, dann darf man das natürlich, denn in Deutschland herrscht schließlich Meinungsfreiheit. Ich empfehle aber zuvor die Lektüre meines „INSPIRATERIE“-Konzeptes. Also: Zwischen Vera F. Birkenbihl und meiner Person gibt es wahrscheinlich ebenso viele Gemeinsamkeiten wie Unterschiede. Beispielsweise kann es von mir wegen meines fortgeschrittenen Alters nie so viele Bücher geben, wie von VFB und ich halte es für nachdenkenswert, dass ich mit BRAIN.EVENTS erst in einem Alter so richtig durchgestartet bin, als sich VFB schon an ihrem Lebensende befand. Doch wer nehmen will, der muss auch geben können. Deshalb ehre ich ihr Werk und Wirken beispielsweise in der BIRKENBIHL SAMMLUNG mit angeschlossenem Archiv und nichts liegt mir ferner, als Vera F.s Ansehen Schaden zuzufügen.
Wenn ich „die Menschen“ tatsächlich fit machen will für das neue Wissens-Zeitalter des 21. Jahrhunderts, dann muss ich konsequenterweise auch auf das aufbauen dürfen, was VFB an Lern- und Lehrmethoden entwickelt hatte und gehirn-gerechte (… bei mir: gehirn-geniale …) Inhalte als Infotainment in Veranstaltungen unter die Leute bringen. Jeder und jede mag nun selbst entscheiden, ob mir dies als nicht-zertifizierter Birkenbihl-Trainer, der dennoch mit Fug und Recht Birkenbihl-Experte nennen darf, live oder mit meinem Buch gelingt.
In diesem Sinne
Ihr Rainer W. Sauer