RAINER ||| EEG-Messung mit einem MUSE Headband

Um EEG-Messungen vorzunehmen, also Elektroenzephalogramme zu erstellen, werden Mess-Elektroden an bestimmten Stellen des Kopfes angebracht und deren Daten gesammelt. Die Elektroden messen die Aktivität des Gehirns, die dann als fortlaufende Kurve in Echtzeit auf einem Monitor dargestellt, aber auch aufgezeichnet werden kann. Das Muse S Headband wiederum ist eine Kombination aus Stirnband und Smartphone-App, die die EEG-Messdaten eines Menschen mit Messungen seiner Atmung und des Herzschlags kombiniert und hierdurch ein akustisches Szenario beeinflussen kann, dass es dem Nutzer oder der Nutzerin erlaubt, zu erfahren, in welchem Entspannungszustand er sich momentan befindet – sozusagen als Echtzeit-Biofeedback.

Meditation ist ein Bereich, in dem östliche Philosophie und westliche Medizin in Einklang gebracht werden können. Studien zeigen, dass Achtsamkeitsmeditation viele Formen von geistigen und körperlichen Beschwerden lindern kann, darunter Depressionen, chronische Schmerzen, Angstzustände aber auch beispielsweise Bluthochdruck. Selbst wenn einen Menschen keine dieser Erkrankungen plagt, kann Meditation hilfreich sein um sich zu „erden“, kann Frieden und ein Gefühl der inneren Ausgeglichenheit vermitteln. Durch das elektronische MUSE S Stirnband von Interaxon, einem kanadischen Unternehmen, das 2014 das erste Meditationsstirnband für Verbraucher auf dem Markt brachte, gelingt auch anfangs unerfahrenen NutzerInnen ein Meditationsfeedback in Echtzeit.

Im Gegensatz zu einem menschlichen Trainer, der oft intuitiv agiert, kann das MUSE S registrieren, was sich gerade im Wellenbereich Ihres Gehirn abspielt und Sie über jede Art von Kopfhörern akustisch darüber informiert, was noch zu tun ist um noch weiter zu entspannen. Das Produktportfolio umfasst einige kostenlose geführte Meditationen und Klanglandschaften, die nahezu alle Meditationsbedürfnisse abdeckt. In einem Abonnement kann man bis zu 500 weitere hinzubuchen. Wenn die App eine aktivere und gestresstere Gehirnaktivität wahrnimmt, reagiert die Klanglandschaft mit turbulenterem „Wetter“ wie Windböen, Donner oder tosenden Wellen. Nimmt es Gehirnwellen in „ruhigeren“ Wellenbereichen wahr, wird diese Audioumgebung leiser und man hört im Idealfall nur noch ruhige Geräusche wie leise raschelnde Blätter oder Vogelgezwitscher. Wechselt das Gehirn während einer Sitzung (die „Session“ genannt wird) zwischen ruhigen, aktiven und entspannten Zwischenzuständen, hann kann man nach Ende des Session an einem, dem EEG ähnlichen, chronologischen Diagramm nachvollziehen.

Das Diagramm zeigt ganz genau auf, wann diese Verschiebungen stattgefunden haben und gibt den NutzerInnen so die Möglichkeit herauszufinden, welche Entspannungsmethode „funktioniert“ (z. B. mit Schlafbrille oder ohne usw.) und welche nicht. Egal, ob man tagsüber meditiert oder nachts schläft: das elektronische Stirnband ist unglaublich leicht und hat einen angenehmen Tragekomfort. Es besitzt ein abnehmbares Mess- und Übertragungsgerät, in dem der Akku und die MUSE-Technologie verbaut ist und wird via Bluetooth mit dem Smartphone synchronisiert. Sollte sich im Stirnband, das die Mess-Sensoren enthält, Schweißreste oder Schmutz angesammelt haben, kann man es ganz einfach mit kaltem oder warmen Wssser reinigen oder sogar im Waschmaschinen-Schonwaschgang waschen und es anschließend trocknen lassen. Aufgeladen wird die Elektronik des Stirnbands über einem Micro-USB-Anschluss.

des Pods aufgeladen. Wir hätten es vorgezogen, USB-C auf einem modernen und teuren Tech-Produkt wie diesem zu sehen. Bevor ich Muse S rezensierte, hatte ich bereits Zeit mit dem ursprünglichen Muse und Muse 2 verbracht. Ihr Feedback hat mir geholfen, besser zu erkennen, wie sich Ruhe anfühlt – und was ich tun kann, um dorthin zu gelangen. Wenn Sie in dieses drahtlose Zubehör im Wert von 350 US-Dollar investieren, müssen Sie mit einem experimentellen, belastbaren und neugierigen Geist auftauchen. Wenn Sie anfangen, besteht eine gute Chance, dass Sie nur turbulente Geräusche hören, die auf einen übermäßig aktiven Geist hinweisen. An diesem Punkt ist es allzu leicht, die Hände in die Luft zu werfen und zu entscheiden, dass Meditation zu schwer ist oder dass dieses dumme Stirnband nichts weiß. Sie müssen bereit sein, Verbindungen zwischen Ihrer Denkweise und dem Feedback, das Sie hören, herzustellen. Sie brauchen auch Mut und Demut, um alte Gewohnheiten loszulassen und sich dem zu öffnen, was Achtsamkeit bedeutet. Das kann Sie zunächst an unbekannte und unbequeme Orte führen. Wenn du dabei bleibst, kann es auch neue Teile von dir öffnen. Bei der Meditation geht es nicht darum, auf einer geraden Linie in Richtung „Meisterniveau“ zu marschieren, wo Sie dann die ganze Zeit zu 100% ruhig sind. Betrachten Sie es stattdessen als einen kontinuierlichen Prozess, bei dem Sie Ihren Fokus wieder auf Ihre Atmung richten. Abseits der Strecke zu geraten ist garantiert; Was wichtig ist, ist, dass Sie zurücksetzen und sich neu konzentrieren.

Meditation vereinfacht den Fokus einem Menschen und öffnet seinen Geisteshorizont, der sich anschließend oft größer anfühlt als gewohnt. Es ist klar, dass einige Meditationsexperten vielleicht die Nase über das Konzept dieses Tech-Produkts rümpfen, das das Meditieren sozusagen „spielerisch“ werden lässt. Schließlich sprechen wir hier ja über eine uralte – für manche sogar heilige – Bewusstseinserweiterungs- oder Entspannungspraxis. Da kann man die Einführung quantifizierbarer Daten in dieses Prozedere schnell als ein neues und seltsames Konzept empfinden. Allerdings ist das Gehirnwellen-Feedback des MUSE S meiner Meinung nach eine der bestmöglichen Möglichkeiten ist, eine Meditationsroutine zu erlernen oder bereits etablierte zu erweitern. Das Faszinierends ist, dass man das Aktivitätsniveaus des eigenen Geistes in Echtzeit anhören kann und so Momente herausfindet, in denen man „loslassen“ und sich in eine bestimmte neuronale Aktivität „hineinfallen“ lassen kann.

Um eigene Erfahrungen mit einzubringen: als jemand, der schon seit mehreren Jahrzehnten als Trainer und Coach auf dem Gebiet des GehirnManagements und des BrainTunings aktiv ist und die impulsgebenden neuronalen Vibrationen NEUROVIBES© mit entwickelt hat und das MUSE S Headband seit seiner Premiere im Jahre 2020 so intensiv nutzt, dass inzwischen der MUSE-Schriftzug nahezu verschwunden ist, kann ich versichern: es gibt nichts, weswegen Sie bei der Nutzung des elektronischen Stirnbands beruhigt sein solltens. Natürlich gab es während der Sessions oft Situationen, in denen meine Gedanken zu emotional stressigen Gedanken wanderten, aber solange ich nicht intensiv darüber nachdachte, veränderte dies die als EEG gemessenen Gehirnwellen kaum. Darüber grübeln brachte jedoch gleich einige turbulente Geräusche mit sich. Und ehrlich gesagt: wir Menschen können kaum wirklich gut einschätzen, wie unser Denken das gehirn beienflusst. MUSE S ist aber der externe Beobachter, der uns ein unvoreingenommenes Feedback gibt. Selbst der erfahrenste Meditationscoach der Welt kann das nicht in dieser Form.

Ein klein wenig Kritik sei mir aber auch erlaubt. Da sind zum einen die Kosten des Abonnements, die man sich gut überlegen sollten, denn geführte Meditationen gibt es nur in englishcer Sprache. Und ich (emp)finde die MUSE S-Messungen von Atmung und Herzfrequenz nicht ganz so überzeugend wie die Gehirnwellenerkennung. Ich sehe sie eher als Boni denn als Master-Feature – das ist und bleibt die sehr genaue Messung der Gehirnwellen. Und man muss wissen, dass man keine Modi überlagern kann, da das Audio-Feedback immer nur auf einen Datentyp zurückgreift, den man vor jeder Sitzung auswählen muss. Andererseits misst meine Apple-Watch ja schon Herzschlag und Atmung und so könnte ich am Ende einer Session so alle Daten zusammenführen.

Mit rund 380 Euro – manchmal auch für weit unter 350 Euro im Angebot – ist das MUSE S Headband zweifellos teuer. Seine Anschaffung wird sich daher nur lohnen, wenn man bereit ist, sich einer regelmäßigen Meditationspraxis zu widmen und aus dem Bio-Feedback zu lernen. Dazu gehört auch, die frustrierenden ersten Sessions hinter sich zu lassen, bei denen man feststellen muss, dass man noch viel an sich und seiner Psyche zu arbeiten hat. Solange man das jedoch konsequent und mit Blick auf eine Änderung bisheriger Gewohnheiten macht, kann MUSE S dabei helfen mehr Gewicht auf Achtsamkeit und Ruhe zu setzen. Wenn es genau das ist, wonach Sie suchen, dann ist das elektronische Stirnband jeden Cent seines beträchtlichen Preises wert.