Ich gebe es gerne zu: Kaum ein Buch, hat mich so gehirn-genial geprägt wie dieses Werk über die Evolution unseres Bewusstseins aus dem Jahre 1976. Und noch etwas gibt es vorweg zu sagen, das dies verdeutlichen soll: Ich erwarb 1976 ein weiteres Exemplar der Erstauflage, welches ich mir bei einer späteren Gelegenheit vom Autor persönlich signieren ließ. Dieses Buchexemplar habe ich nie gelesen, weshalb es bis heute immer noch druckfrisch ist.
Zum Buch: Hoimar von Ditfurth (1921 – 1989) war Professor für Psychiatrie und Neurologie. Viele Jahre arbeitete er als Wissenschaftsjournalist. Seine Fernsehsendungen, vor allem die Sendereihe „Querschnitt“ im ZDF, machten ihn als Infotainer moderner Naturwissenschaft populär. Immer noch lesenswert sind seine Buchveröffentlichungen wie „Im Anfang war der Wasserstoff“, „Kinder des Weltalls“ oder seine Autobiographie „Innenansichten eines Artgenossen – Meine Bilanz“.
1976 erschien „Der Geist fiel nicht vom Himmel (Die Evolution unseres Bewusstseins)“ und der Autor argumentiert darin: Nichts in diesem Universum ist „vom Himmel gefallen“, alles geht auf eine lange, nach Jahrmilliarden zählende Entwicklungsgeschichte zurück. Von Dithfurth unternimmt hier erstmals den Versuch, auch die Entstehung des Bewusstseins als das Resultat dieser Geschichte darzustellen.
An einer Fülle von Beispielen wird der Weg nachgezeichnet, auf dem das menschlische Bewusstsein Schritt für Schritt aus der „materiellen Natur“ hervorgegangen ist. Dieser führte vom Hirnstamm mit seinen vegetativen Steuerungszentren zum Zwischenhirn, in dem bis auf den heutigen Tag angeborene Verhaltensprogramme als „Erinnerungen der Art“ gespeichert sind, und schließlich zum Großhirn als der körperlichen Grundlage unseres bewußten Erlebens. Der Autor legt dar, dass Hirnstamm, Zwischenhirn und Großhirn aus zeitlich weit getrennten Epochen der Entwicklung stammen. Sie seien Antworten der Evolution auf die Aufgaben, die sich auf dem jeweils erreichten Entwicklungsniveau stellten, so Hoimar von Ditfurth.
Ein wesentlicher Teil des Buches dient daher der Schilderung der Konsequenzen, die sich aus der „anachronistischen Kooperation“ dieser drei so unterschiedlich alten Abschnitte unseres Gehirns ergeben. Dabei zeigt sich, dass charakteristische Besonderheiten menschlichen Verhaltens erst bei einer solchen evolutionären Betrachtungsweise verständlich werden. Den Abschluß der Darstellung bilden Überlegungen zum „Wahrheitsgehalt“ unseres Welterlebens sowie ein Ausblick auf zukünftige Möglichkeiten der Weiterentwicklung unseres Gehirns.
Auch hier meine Empfehlung: Absolut lesenswert!
In diesem Sinne Ihr Rainer W. Sauer