Zum 13. Todestag von Vera F. Birkenbihl, dem 03.12.2024:
Knapp anderthalb Jahrzehnte nach dem Tode der körperlich kleinen, aber geistig so großen Dame ist inzwischen vielen Birkenbihl-Fans und -Verehrern:innen klar, dass sich ihre Lehren nicht immer eins zu eins in die Gegenwart transportieren lassen. So ist zudem jeder VFB-Experte (m/w/d), der ihre Lehren weiter unter die Menschen bringt, selbst dafür verantwortlich, ob er Birkenbihls Weisheiten unverändert oder überarbeitet und angepasst in die aktuelle eigene Arbeit inkludiert. Ganz so, wie man den bekannten anglo-amerikanischen Merksatz für Hochzeiten „Something old, something new, something borrowed, something blue“ für sich selbst abändern kann. Ich tat dies bereits vor einiger Zeit mit meinem Merksatz „Etwas Altes, etwas Schlaues, etwas Geborgtes, etwas Blaues“. Birkenbihl selbst sah ihre Arbeitsergebnisse niemals als Dogma an, überarbeitete den Stoff, den sie selbst entwickelt hatte, systematisch und aktualisierte ihn bei Bedarf, wobei sie ebenso konsequent immer neue Themen einschloss.
Bei meinem FlexBrain GEHIRN GENIAL LABOR (GGL°), das ich ab dem kommenden Jahr bei verschiedensten Live-Events als eines der Programm-Module dem Publikum präsentieren werde, gibt es in der Tat immer „Etwas altes, etwas schlaues, etwas geborgtes, etwas blaues“. So ist es beispielsweise eine alte Erkenntnis, dass es für einen optimalen Lerneffekt entscheidend ist, sofort zu erkennen, ob man etwas richtig oder falsch verstanden hat. In unserem heutigen Schulwesen hingegen erhält man Prüfungsergebnisse oft erst Tage später, wodurch der sofortige Lerneffekt weitgehend ausbleibt. Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von den „wichtigen ersten Momenten „, die entscheidend dafür sind, dass Lernen im Gehirn effektiv stattfindet. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist der Elfmeter im Fußball: Der Schütze, die Mannschaften und alle Zuschauer wissen sofort (… bzw. nach der Prüfung durch den VAR …), ob der Elfmeter zu einem Treffer führte oder nicht. Dieses direkte Feedback kann ein ganzes Spiel verändern, weil der Lerneffekt sofort eintritt. Hierdurch ergibt sich schnell, Dinge im weiteren Spielablauf zu optimieren oder nötige Anpassungen vorzunehmen, um kontinuierliche Verbesserungen zu erreichen.
„Etwas Schlaues“ betrifft im FlexBrain GGL° hauptsächlich die Wissenbildung. Zu denken heißt, dass einem eine Vielzahl an Assoziationen zu einem bestimmten Thema einfallen, was essentiell vom aktuellen Stand des eigenen Wissensnetzes abhängt. Dieses neuronale Netzwerk hat sich im Babyalter, der Kindheit und unserer Jugend (im wahrsten Sinne des Wortes) „gebildet“ und besteht aus all unseren Erinnerungen, Erfahrungen und erlernten Informationen, die als Neuronen miteinander verbunden sind. Jedes Neuron ist sozusagen eine Wabe, die mit Tausenden anderen verknüpft ist und so ein riesiges Geflecht bildet, das unser gesamtes Wissen symbolisiert. Ständig docken sinngemäß Raumschiffe mit neuen Informationen an und liefern neue Aspekte in unser Wissennetz: man nennt dies LERNEN.
Jede Neuronen-Wabe im Wissensnetzwerk hat Fäden mit zahlreichen Verbindungen zu anderen Waben und deren Fäden. Treffen neue Informationen auf Bekanntes, bleiben sie im Wissens-Waben-Netz hängen, wodurch es dichter wird. Das führt dazu, dass ähnliche Informationen beim nächsten Mal leichter aufgenommen werden können. Gibt es jedoch keinen Grundstock an Verbindungen, eventuell, weil einem das Wissen zu einer bestimmten Sache fehlt (ich führe hier oft das Beispiel einer Sportart an, die einen weder interessiert noch, dass man deren Regeln kennt oder kennen will), geht die neue Information verloren, weil man sie nicht versteht bzw. einordnen kann.
Daher wird neues Wissen nur dann nachhaltig gespeichert, wenn es an bestehendes Wissen anknüpft. Wissen, das dort einmal abgespeichert wurde, kann jederzeit in Sekundenbruchteilen wieder abgerufen und reaktiviert werden, wodurch unser Wissensnetz weiter wächst und stabiler wird. Wichtig ist hierzu der Spaß am Lernen, der sich vom puren Auswendiglernen bzw. dem Wissen „einpauken“ unterscheidet.
Der Punkt Erfolgreiche Kommunikation fällt unter die Kategorie (… gell, wir Deutschen sind doch am Liebsten Schubladenmenschen …) „etwas Geborgtes“. Von Vera F. Birkenbihl und auch ihrem Vater Michael gibt es hierzu eine Vielzahl von Veröffentlichungen, sodass ich im Rahmen des GGL° bei „Erfolgreiche Kommunikation“ gerne darauf zurückgreife, die Punkte / Beispiele der Birkenbihls aber für meine Zwecke anpasse. Jeder Mensch lebt sozusagen in seiner eigenen WELT, die geprägt ist von seiner individueller Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Dies beeinflusst die persönliche Sicht der Dinge und wie jemand kommuniziert bzw. seine Um-WELT wahrnimmt. Um erfolgreich miteinander zu kommunizieren, ist es deshalb entscheidend, eine Brücke zur Kommunikatoin des Gegenübers zu bauen. Das jedoch fällt vielen von uns schwer, da wir oft davon ausgehen, dass die eigene Sichtweise die einzig wahre sei. Genau diese Annahme führt jedoch zu den Kernmissverständnissen bei der Kommunikation und zu Problemen – man redet „aneinander vorbei“.
Ich will damit sagen: Je größer bzw. weitergefächert die eigene Denk-WELT ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass es Überschneidungen mit der des anderen gibt. Leben jedoch beide Gesprächspartner in völlig unterschiedlichen Denk-Welten und haben sie keine Ahnung davon, wie man Gespräche führen und lenken kann, wird die Kommunikation ins Stocken geraten oder gänzlich unmöglich – auch und gerade wenn man versucht, Gemeinsamkeiten zu erzwingen, was nicht selten in ebenso hitzigen wie unergiebigen Diskussionen mündet.
Ein Schlüssel zur besseren Verständigung liegt deshalb darin, eine Vielfalt von Sichtweisen akzeptieren zu können und Meinungsverschiedenheiten nicht zwanghaft lösen zu wollen. Deshalb sollte, selbst wenn keine Einigung erzielt wird, zumindest ohne weiteren Streit der Konsens darüber möglich sein, dass man sich uneinig bleibt. Aus diesem Ansatz heraus habe ich das „Konzept der dualen Einigung“ entwickelt. Es beschreibt die Übereinstimmung darin, dass beide Seiten akzeptieren, eine vollständige Einigung wohl niemals zu erreichen und genau darin den Grundstock für Kompromisse finden.
Abschließend möchte ich meine SA5-Stufenanwendung „DER INNERE AKKU“ erwähnen, eines der optionalen Elemente des GGL° unter dem Label „etwas Blaues“, also Unerwartetes. Manchmal fühlen sich Menschen depressiv, müde und antriebslos, ohne den genauen Grund dafür zu kennen. Mit meinem Energiemodell „Der Innere Akku“ biete ich ein Verständnismodell (… das nicht wissenschaftlich unterfüttert ist, aber Dinge anschaulich machen soll …) und beschreibt den Energiehaushalt des Menschen als ein System, das auf fünf Powerzellen verteilt ist:
Kraftzelle 1 = Kern-Energien: Diese sind notwendig, damit der Körper grundlegende Funktionen wie Atmung, Verdauung und Wahrnehmung aufrechterhalten kann. ||| Kraftzelle 2 = Persönliche Energien: Sie werden für private Themen genutzt, insbesondere für das Selbstwertgefühl und die emotionale Frage: „Ist mit mir alles in Ordnung? ||| Kraftzelle 3 = Reflektions-Energien: Diese fließen in Gedanken über die Vergangenheit oder Zukunft ein. Wer nur jetzt und im Moment lebt, der spart diese Energie ein. ||| Kraftzelle 4 = Pflicht-Energien: Sie werden für alltägliche Aufgaben wie Arbeit, Haushalt, Körperpflege oder sportliche Aktivitäten benötigt. ||| Kraftzelle 5 = Wachstums-Energien: Diese stehen für Entwicklung, Veränderung und Entdeckung – sie fördern das persönliche Wachstum und die Selbstverwirklichung.
Laut meiner Sicht der Dinge wird unsere gesamte körperliche und mentale Energie zu 100 Prozent auf diese fünf Zellen im INNEREN AKKU verteilt. Verbraucht ein Bereich zu viel Energie, leiden die anderen vier darunter. Im Extremfall bleibt sogar nur noch ein Minimum an Power z. B. für die lebenswichtige Kraftzelle 1 mit den Kern-Energien übrig. Zwei Beispiele dafür, weshalb wir oft denken, keine Energie mehr zu haben oder aufbringen zu können: Ein Mensch leidet unter einer schweren Krankheit und sein Körper muss große Mengen an Kern-Energie nutzen, sodass kaum Ressourcen für andere Bereiche bleiben, die für die Kraftzellen 2, 4 oder 5 genutzt werden. Im zweiten Beispiel kann ein erschüttertes Selbstwertgefühl (Kraftzelle 2) viel Energie beanspruchen und andere Bereiche einschränken. In beiden Fällen werden insbesondere Energien vernachlässigt, die für persönliches Wachstum entscheidend sind, was zu Burn-Out oder Bore-Out führen kann.
All das und noch viel mehr gibt es im Rahmen des GEHIRN GENIAL LABORS zu entdecken, zu lauschen, zu lernen, zu erleben. Im Jahre 2025 etwa zwanzig Mal.
Rainer W. Sauer im Dezember 2024