Je kleiner Ihre Ziele sind, desto dramatischer sind die alltäglichen Erlebnisse in ihrem Leben und desto mehr müssen Sie sich darüber aufregen. Haben Sie jedoch einen Fixstern in Ihrem Leben, dann relativiert das alles, was Ihnen widerfährt, und Sie müssen nicht gleich bei jeder Wolke, die an Ihrem psychologischen Horizont vorübersegelt, in den Kampfmodus verfallen. Trotzdem möchte ich Ihnen genau für diesen Fall noch eine Anti-Ärger-Strategie in Verbindung mit diesen Gedanken verraten: Lächeln Sie!
Das klingt zunächst einmal absurd, da Sie in dieser Situation absolut keine „Lust“ haben, zu lächeln. Und zweitens würden Sie vermutlich nur eine Grimasse zustande bringen, aber kein Lächeln. Doch auch diese „Grimasse“, also das gequälte Lächeln, führt dazu, dass Sie Ihre Mundwinkel anheben – was letztlich dazu führt, dass Ihr Gehirn Freudehormone produziert. Und diese wiederum „fressen“ die Kampfhormone auf.
Im „Krisenfall“ reichen schon 60 Sekunden, wobei Ihnen die ersten 15 sehr schwer fallen werden, weil Sie sich absolut blöd vorkommen, mit dem Ärger im Bauch zu lächeln. Doch dann klärt sich der psychologische Nebel etwas und Sie können anfangen, wieder zu denken. Jetzt haben Sie weitere 45 Sekunden – während Sie weiter tapfer lächeln –, in denen Sie sich fragen: „Bringt mich mein Ärger in Bezug auf die Erreichung meines Fixsterns weiter?“ Das relativiert die Dinge ganz ungemein.
Übrigens: Ein tägliches Lächel-Training von fünf Minuten hilft Ihnen nicht nur, viele Situationen zu entschärfen, ehe sie akut werden, sondern stärkt auch Ihr Immunsystem. Ob Sie einmal fünf Minuten oder über den Tag verteilt fünfmal eine Minute beziehungsweise zehnmal eine halbe Minute üben, ist ganz egal. Allerdings reden wir nicht darüber, andere Leute anzulächeln (natürlich gelingt das auch leichter, wenn Sie mehr Übung haben), sondern es geht darum, zu lächeln, wenn Sie allein mit sich sind.
Nachdem Sie gelernt haben, das Lächeln wieder „nach innen zu bringen“, kann es von innen herausstrahlen. Sie können die stressmindernden neuro-physiologischen Vorteile des Lächelns auch nutzen, ohne dabei nach außen sichtbar zu lächeln. Die folgende Übung zeigt Ihnen, wie Sie das Lächeln nach innen bringen (wo es einst „wohnte“):
Schritt 1: Suchen Sie sich einen Ort, an dem Sie ungestört sind. Lächeln Sie. /// Schritt 2: Verringern Sie das Lächeln, bis es äußerlich nicht mehr zu sehen ist. (Benutzen Sie zur Kontrolle gern einen Spiegel, denn man kann sich anfangs sehr täuschen.) /// Schritt 3: Stellen Sie sich nun vor, Sie würden lächeln. Dabei zeigt sich an Ihren Mundwinkeln (im Gegensatz zu Schritt 1) nichts, aber man sieht es an den Augen, wenn jemand innerlich „strahlt“. Allerdings kann es sein, dass Sie selbst das im Spiegel nicht sehen werden, da Ihr Bewusstsein weiß, wonach Sie suchen.
So oder so, üben Sie, die Vorstellung aufzubauen, Sie würden lächeln, was man Ihrem Mund aber nicht ansieht. Haben Sie gelernt, innerlich zu lächeln, können Sie sich überlegen, ob sie dies nur sporadisch einsetzen wollen oder ob Sie es zur Hintergrundstrahlung Ihres Lebens machen wollen. Dann wirkt es ähnlich wie ein ständiges innerliches Mantra.
Vera F. Birkenbihl, Odelholzhausen