VERA ||| Warum die Zeit im Alter schneller vergeht

Es gibt zwei Hypothesen, die einleuchten:

1.) Ein (weiteres) Jahr für einen Zehnjährigen entspricht 10% seiner bisherigen Lebenszeit; ein Jahr für einen Hundertjährigen entspräche hingegen nur 1% seiner gelebten Zeit. Somit „schrumpft“ jedes Jahr, wobei dieser Effekt sich nach dem ersten Lebens-Drittel bemerkbar zu machen beginnt, um dann von Jahrzehnt zu Jahrzehnt ausgeprägter zu werden.

2.) Die zweite Hypothese hat mit einem interessanten Zeit-Paradox (nach Pöppel) zu tun. Nehmen wir an, Sie hören zwei verschiedene Vorträge. Der eine ist spannend und reich an faszinierenden Infos (also KURZ-weilig), der andere arm an guten Infos für Sie (also LANG-weilig). Wenn Sie jedoch drei oder vier Wochen später zurückdenken, wird es Ihnen genau umgekehrt erscheinen: Die Dauer des GEHALT-vollen Vortrags scheint Ihnen jetzt länger, weil Sie sich im Nachhinein an den erlebten REICHTUM, die Tiefe (die tiefere Bedeutung) erinnern!

Auf diesem Zeit-Paradox basierend könnte man ableiten: Je gehaltvoller und reicher das abgelaufene Jahr war, desto „länger“ müßte es auf Sie wirken. Je voller es hingegen an „Leere“ war: (Routine-Arbeit, Routine-Freizeit und kaum neue Gedanken), (also kaum neue Nervenbahnen im Gehirn), desto kürzer muß es auf Sie wirken!

Wie gesagt, beides sind Hypothesen, man muß also keine von beiden „glauben“, aber nachdenken könnte man ja mal darüber, nicht wahr?

Vera F. Birkenbihl, Odelzhausen 1998