Sie wissen, eines meiner Anliegen ist das gehirn-gerechte Arbeiten. In diesem Zusammenhang möchte ich sagen: Jede Auseinandersetzung mit außergewöhnlichen Themen, z.B. Quantenphysik, ist das beste Anti-Alzheimer-Training, das es gibt! Große Studien in den USA und in Europa haben wiederholt gezeigt, daß Alzheimer-Patienten sich in den letzten 10 bis 15 Jahren vor Ausbruch der Krankheit mit nichts wesentlich Neuem befaßt haben. Das heißt, die Fähigkeit, neue Gedanken zu denken, geht verloren!
Wir können uns das wie folgt vorstellen: Jeder neue Gedanke, wenn Sie etwas „Unglaubliches“ denken oder etwas ganz Neues, solche Gedanken kann man vergleichen mit Trampelpfaden im Gehirn, im Dschungel der Neuronen sozusagen. Und wenn Sie einen bestimmten neuen Pfad öfter entlanggehen, dann wird er etwas ausgetretener.
Datenbahnen im Gehirn
Wenn Sie immer wieder auf diesen Pfaden entlangschreiten, dann sagen die vielen, vielen Mitarbeiter im Gehirn irgendwann: Jetzt werden wir asphaltieren! Das sind die „Datenautobahnen im Hirn“.
Der Witz ist der: Wenn Sie sich zu lange nicht mit neuen Dingen befassen, wenn also ewig nicht mehr asphaltiert werden muß, dann beginnt das Gehirn die Baumaterialien wegzuräumen. Sie sehen, wie gigantisch die Kapazität ist, weil es 10 bis 15 Jahre dauert, ehe Sie es überhaupt merken. Darum ging man früher davon aus, Alzheimer hätte eine Inkubationsphase von ca. 10 bis 15 Jahren. Wenn dann von den Baumaterialien nichts mehr da ist, werden die Asphaltstraßen aufgerissen und dann merkt der Gehirnbesitzer es.
Also bedeutet ein Auseinandersetzen mit der Quantenphysik (siehe VFB-Titel, Videos) auf alle Fälle gutes Training für Ihren Geist.
Die Autorin Zohar zitiert eine Szene aus „Alice hinter den Spiegeln“. Und darin gibt es eine Szene, in der Alice zu der weißen Königin sagt: „Aber das ist ja unglaublich!“, und die weiße Königin sagt: „Mein Kind, du scheinst darin keine Übung zu haben; man muß es trainieren, unglaubliche Dinge zu glauben; als ich in deinem Alter war, habe ich fleißig trainiert und manchmal schaffte ich es, noch vor dem Frühstück sechs unglaubliche Dinge zu glauben!“
Ich lade Sie ein, die unglaublichen Dinge (der Quantenphysik) nicht unbedingt zu glauben, aber zumindest für theoretisch denkbar zu halten! Die meisten Menschen haben panische Angst davor, einen Gedanken überhaupt nur zu durchdenken, der nicht in ihr Weltbild hineinpaßt. So manch eine wissenschaftliche Erkenntnis der Quantenphysik erscheint uns (zu Recht!) ver-rückt, d.h. weggerückt von der Norm, und ver-rückt ist „unmöglich“ und scheint daher unglaublich! Aber nur, weil wir unfähig sind, so zu denken.
Und dann gibt es einen amerikanischen Mediziner namens Bernie Seagel, der festgestellt hat, daß Menschen ihren Überzeugungen regelrecht verfallen sind. Zitat: „Wenn man jemanden von seiner Überzeugung abzubringen versucht, verhält er sich wie ein Süchtiger.“ Ist das ein interessanter Gedanke?
Unabhängig davon, daß jedes Thema, das viel Unglaubliches bietet, uns helfen kann, unsere Grenzen zu erweitern, kann uns gerade die Quantenphysik helfen, einige der neuen Trends und Ströme zu begreifen, die derzeit allerorten „auftauchen“.
Paradigmenwechsel
Galt früher der Geist als Epiphänomen (Nebenprodukt) der Materie, so kommt man heute zur gegenteiligen Ansicht, denn, was das Atom im Innersten „zusammenhält“, ist Energie, nicht Materie!
Galt früher das Paradigma, daß man alles extrem exakt messen könne, so zeigten die quantenphysikalischen Messungen im kleinsten (Nanometer-)Bereich, daß man z.B. von einem Elementarteilchen entweder den Ort, oder aber seine Geschwindigkeit (Impuls) exakt messen kann, niemals aber beides.
Das ist so, als würden Sie mit einem Helikopter über der Stadt schweben und den Straßenverkehr zur Stoßzeit beobachten. Sie können entweder messen, wie schnell ein roter Passat fährt, wobei Sie seinen gegenwärtigen Aufenthaltsort „verlieren“, oder Sie stellen fest, wo er sich befindet, können jetzt aber nicht mehr feststellen, mit welcher Geschwindigkeit er sich bewegt (Heisenbergsche Unschärferelation). Während man in den ersten beiden Generationen der Quantenphysik noch dazu neigte, Erscheinungen wie diese dem (subatomaren) Quantenbereich zuzuordnen, begreift die jetzige dritte Forscher-Generation in zunehmendem Maß, daß bestimmte „Quantenphänomene“ grundlegende Merkmale des Universums sind, die sich auch im ganz normalen Alltag „finden“ lassen, weshalb sich seit ca. 2 Jahrzehnten immer mehr Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen (und Philosophen!) mit dieser eigentümlichen Quantenwelt befassen. Das Faszinierende ist, daß man um so mehr findet, je qualifizierter man sucht. So erstaunt es uns nicht, daß wir inzwischen eine Reihe von „Quanteneffekten“ im normalen Alltag identifizieren können.
Heisenbergs Unschärfe im Alltag
Eine Parallele zur Heisenbergschen Unschärferelation ist z.B. Ihr Blick: Wenn Sie mit „hartem Blick“ schauen (z.B. um Kleingedrucktes zu lesen), dann sehen Sie diese Details sehr exakt, aber das Umfeld „verschwindet“ aus Ihrem Gesichtsfeld. Umgekehrt bewirkt ein „weicher Blick“, daß Sie sehr viel peripher (quasi aus den Augenwinkeln) wahrnehmen, aber gleichzeitig nichts exakt sehen können. Übrigens sind Fernsehbilder so aufgebaut: Der jeweils „zentrale“ Bereich ist sehr scharf fokussiert, während der Hintergrund diffus erscheint; nur nehmen wir dies normalerweise nicht wahr, weil diese Darstellung exakt unseren Sehgewohnheiten entspricht.
Hartes/weiches Denken?
Oder verfolgen Sie einmal die Art, wie Sie denken: Entweder Sie „öffnen“ Ihren Geist für eine Art „Panoramablick“ (z.B. wenn Sie kreative Eingebungen suchen oder den Zugang zu Ihrer Intuition suchen), dann strömen quasi viele Gedankenketten parallel, bis Sie den einen oder anderen Gedanken „festhalten“ (herausgreifen) und „heranzoomen“, woraufhin die“ peripheren“ Ideen plötzlich unscharf werden und verschwinden.
Das Zwillings-Phänomen
Ein weiterer faszinierender Aspekt ergibt sich aus der Tatsache, daß Zwillingsteilchen (d.h., Teilchen, die ursprünglich miteinander verbunden waren) auch nach Trennung miteinander verbunden zu bleiben scheinen, weil nämlich das eine Teilchen auf eine Änderung an seinem Zwilling unmittelbar reagiert (Einsteins geisterhafte Fernwirkung, die er ablehnte, die inzwischen jedoch experimentell bewiesen wurde). Das stellt natürlich ein altes Paradigma (getrennt ist getrennt/separat) in Frage und läßt uns z.B. die alte indische Idee von Indras Netz langsam zumindest vorstellbar erscheinen.
Vera F. Birkenbil, Odelzhausen 1997
* = Mit „Elfenbeinturm“ meint VFB die selbst gewählte Isolation eines Wissenschaftlers oder Forschenden, der in seiner eigenen Welt lebt, ohne sich um die Außenwelt oder Tagesprobleme zu kümmern. Der Begriff geht zurück auf die Bibel (= Hohelied 7,5) als Symbol für einen einsamen Ort, unberührt von der Wirklichkeit. Wörtlich heißt es da: „Dein Hals ist wie ein Turm aus Elfenbein.“