Falls Sie die folgende Story schon kennen, könnten Sie sie beim nächsten Meeting nacherzählen (vorlesen) und Ihre Team-Mitglieder fragen, ob sie eine Parallele zu ihrem Alltag sehen. Die Geschichte löst oft profunde Einsichten (mindestens jedoch ein Schmunzeln) aus. Also:
Stellen Sie sich einen Raum vor, in den vier Affen (aus einer größeren Affensippe) gebracht werden. Er enthält einige Kletterstangen und Dinge zum Herumprobieren, Spielen etc. In der Mitte des Raumes befindet sich eine lange Stange (vom Boden bis zur Decke). Oben sehen die Affen mehrere wunderschöne Bananen. Was die Affen aber nicht sehen, ist ein Duschkopf direkt unterhalb der verlockenden Früchte, der ihnen eine extrem kalte Dusche verpassen wird, sobald sie sich den Bananen nähern.
1. Akt: Die Affen entdecken die Bananen. Der erste Affe klettert die Stange hinauf und erhält die besagte eiskalte Dusche. Schreiend läßt er von den Bananen ab. Der zweite, dritte und vierte Affe probiert es auch. Und jedesmal gibt es die eiskalte Dusche. Bald geben sie auf. Sie hausen in diesem Raum, klettern, spielen etc., aber man könnte meinen, die Stange sei unsichtbar.
2. Akt: Nun wird der Duschkopf „entschärft“ (… indem außerhalb des Raumes das Wasser abgestellt wird). Im Klartext: Ab jetzt besteht keine reale Gefahr mehr! Trotzdem versucht keiner der Affen, die Bananen zu holen, denn sie wissen ja nicht, dass die Gefahr gebannt ist. Sie haben keine Veranlassung, vorhandene MEMe zu hinterfragen.
3. Akt: Jetzt tauschen die Versuchsleiter einen der Affen gegen einen ihrer Freunde aus der Affensippe von draußen aus. Der „naive“ Neuzugang sieht die Bananen und will die Stange hinaufklettern, aber nun geschieht das Faszinierende: Die anderen reißen ihn herunter, noch ehe er die kalte Dusche erleiden müßte (wenn es sie noch gegeben hätte). Die Tatsache, dass es keine kalte Dusche mehr gibt, macht die Sache aus Sicht der Versuchsleiter besonders pikant. Aber aus der Sicht der Affen ist ihr Verhalten völlig schlüssig. Somit lernt der Novize sofort bereitwillig aus den Erfahrungen seiner Artgenossen, denn er weiß von früher: Es hat schon seine Richtigkeit, wenn „man“ in der Horde gewisse Dinge nicht tut, die „man“ in dieser Horde eben nicht tut.
Schluß-Akt: Man tauscht sukzessive auch die anderen Affen gegen Freunde von draußen aus, und auch sie lernen ihre Lektion. Am Ende haben wir lauter Affen der zweiten Generation, die Dusche ist schon lange abmontiert, und doch wagt keiner sich die Stange hinauf. Ist das nicht eine wunderbare Metapher für das Hängen in alten bequemen MEMen? Wir könnten uns fragen:
– Welche alten Routinen halten uns persönlich gefangen (persönlicher Arbeitsstil, vielleicht beeinflußt durch eine Bananen-Lektion in einer früheren Firma)?
– Welche alten Routinen haben wir in unseren Unternehmen? … oder:
– Welche alten Routinen setzen wir bei allen unseren Kunden ein. (ob sie nun passen oder nicht)?
Wenn Sie die Story weitererzählen und gemeinsam mit anderen diskutieren, dann kann sie Ihnen unerhört viel geben. Meine Lieblings-Botschaften aus dieser Story sind
1. Die Tatsache, dass wir aus Erfahrungen lernen, ist überlebenswichtig.
2. Nur „höhere Organismen“ (… also mit der Intelligenz einer „höheren“ Entwicklungs-Stufe …) können auch aus den Erfahrungen ihrer Mit-Lebewesen lernen, müssen also nicht alle schmerzhaften Erfahrungen höchstpersönlich machen. Ein Quantensprung der Evolution!
3. Für das normale Überleben in einer Umwelt, die sich nicht ununterbrochen dramatisch verändert, hat die Evolution mit diesem Lernen durch Fremd-Erfahrung einen Weg gefunden, der sich außerordentlich bewährt hat.
4. In einer sich schnell verändernden Welt (… also unserer Gegenwart und Zukunft …) hingegen kann genau dieser frühere Vorteil zum Verhängnis werden!
5. Wie schnell ändert sich Ihre Welt? Wenn Sie im Wettbewerb um Kunden stehen, dann ist Ihre Welt so schnell, wie Ihre Wettbewerber sie machen.
Vera F. Birkenbihl, Odelzhausen