VERA ||| Die Birkenbihl-Methode des Sprachenlernens einfach erklärt (1/2)

Die Lernmethoden sowie die Persönlichkeit von Vera F. Birkenbihl sind auch viele Jahre nach ihrem Tod nach wie vor Gegenstand kontroverser Diskussionen. Dennoch lässt sich trotz aller Kritik nicht leugnen, dass ihr Ansatz zum Erlernen einer fremden Sprache eine Menge gehirn-genialer Grundgedanken und Prinzipien beinhaltet und vielerorts auch signifikante Erfolge vorzuweisen hat.

VFB wurde im Nachkriegsjahr 1946 in München als Tochter des späteren Unternehmensberaters Michael Birkenbihl („Train the Trainer“) geboren. Ganz in seinem Sinne denkend, entwickelte sie schon in jungen Jahren sowie ab 1965 während eines siebenjährigen Aufenthalts in den Vereinigten Staaten eigene Lerntechniken. Im Alter von 26 Jahren kehrte sie nach Deutschland zurück, um sich als Autorin (u. a. „Stroh im Kopf?“) und Leiterin eines Instituts selbstständig zu machen.

In ihrer Funktion als Autorin und Dozentin verfasste Vera F. Birkenbihl eine Vielzahl an Büchern und Artikeln, in denen sie sich mit unterschiedlichen Themenbereichen auseinandersetzte. Ihre Arbeit konzentrierte sich im Wesentlichen auf die folgenden Bereiche: – gehirn-gerechtes Lernen und Lehren /// – analytisches und kreatives Denken /// – Persönlichkeitsentwicklung /// – gehirnspezifische Geschlechterunterschiede /// – Zukunftstauglichkeit. Im Bereich des Lernen und Lehrens befasste sie sich intensiv mit dem Sprachenlernen und propagierte dabei die von ihr entwickelte und benannte Methode um Fremdsprachen zu lernen. Auch wenn es an der „Birkenbihl-Methode“, sich einer Zielsprache gehirn-gerecht anzunähern, nach wie vor aus Fachkreisen Kritik gibt, beinhaltet sie dennoch zahlreiche wertvolle Ansätze und grundlegende Ideen, die im Kontext des gewünschten Fremdsprachenerwerbs von hoher Relevanz sind.

Der Begriff „gehirn-gerecht“ wurde von Vera F. Birkenbihl selbst geprägt, als sie während ihrer Lehrtätigkeit in den USA den englischen Ausdruck“ brain-friendly“ ins Deutsche adaptierte. Aus diesem Grund wurde es von ihr bewusst mit einem Gedankenstrich geschrieben, um die Verbindung zur englischen Originalbezeichnung zu verdeutlichen. Unter diesem Begriff fasste VFB Lern- und Lehrmethoden zusammen, die sich an der natürlichen Arbeitsweise und Funktionsweise des menschlichen Gehirns orientieren. Für Birkenbihl lag der Schlüssel zu schnellem und vor allem nachhaltigem Sprachenlernen in der Erkenntnis, dass der Lernstoff und die Lernmethode an die individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse des Lernenden angepasst werden sollten. Und damit er Freude am Lernen hat, ist die Anpassung in eine gehirn-gerechte Struktur wichtig, die den natürlichen Lernprozessen unseres zentralne Denkorgans unterstützt.

Im Rahmen der Birkenbihl-Methode ist das bloße Auswendiglernen oder „Pauken“ von Vokabeln ausdrücklich abzulehnen. Diese Methode führe ihrer Ansicht nach in aler Regel nicht zu nachhaltigen neuronalen Verknüpfungen im Gehirn, da isolierte Informationen ohne Kontext nicht effektiv in das Gesamtbild einer Fremdsprache integriert werden könnten, so Vera F. Birkenbihl. Wenn man sich an eigene Erfahrungen aus der Schul- oder Studienzeit erinnert, weiß man: Vieles von dem „Gelernten“ / „eingepaukten“ kann man heute nicht mehr aus deinem Gedächtnis abrufen. Es gibt Untersuchungen, wonach dies In den meisten Fällen nicht mehr als 10 oder 20 Prozent sein wird. Eine Methode, die, so VFB, nachweislich ineffektive sei … wenn sie es einmal milde auszudrücken wollte – auf jeden Fall eine Zeitverschwendung.

Ihr Grundkonzept war: Lernen müsse, um wirklich effektiv und nachhaltig zu sein, auf eine natürliche und spielerisch-entdeckende Weise erfolgen. Der Lernende sollte sich hierfür aktiv mit dem Lernstoff auseinandersetzen und diesen möglichst eigenständig und mit einer für ihn geeigneten Methode aneignen. Stures Auswendiglernen und das Wiedergeben von standardisierten Texten und Aufgaben führe in der Regel zu keinem langfristigen Lernerfolg. Bestenfalls resultiere es kurzfristig in guten Noten, die jedoch nicht das tatsächliche Verständnis und die nachhaltige Beherrschung des Stoffes widerspiegeln. Und wie funktioniert nun die Birkenbihl-Methode zum Sprachenlernen?

Sie verfolgt einen anderen Ansatz, der auf aktiver Auseinandersetzung mit der Sprache beruht und das Konzept basiert auf zwei grundlegenden Prinzipien: A.) Die Fremdsprache verstehen /// B.) Die Fremdsprache sprechen. Das erste Prinzip setzt sich aus den zwei Schritten, dem Dekodieren und dem aktivem Hören zusammen. Dekodieren heißt, die Funktionsweise der Fremdsprache zu entschlüsseln – also zu verstehen, wie sie strukturiert ist. Aktives Hören geht anschließemd noch einen Schritt weiter und bedeutet, sich aktiv mit einem Text in der Zielsprache auseinanderzusetzen, um das Verständnis zu vertiefen.

Die zweite Prinzip umfasst schließlich A.) passives Hören sowie B.) Aktivitäten. Passives Hören bedeutet, die Fremdsprache regelmäßig in den Alltag zu integrieren – zum Beispiel durch das Hören von Audioaufnahmen, Radiosendungen oder das Anschauen von Filmen in der Zielsprache. Aktivitäten wiederum stehen am Ende des Lernprozesses und dienen der praktischen Anwendung der Sprache, um das Gelernte zu festigen und zu vertiefen. Diese Schritte sollten nach Birkenbihl Ansicht in der angegebenen Reihenfolge durchlaufen werden, beginnend mit dem Dekodieren, um die Grundlagen der Fremdsprache zu verstehen, und fortschreitend zu aktivem Hören und schließlich zu praktischen Übungen in der Sprache. So werde das Lernen nicht nur effektiver, sondern auch nachhaltiger, da es auf den natürlichen Lernprozessen des Gehirns basiert, so ihre feste Überzeugung.

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