RAINER ||| „Jung im Geist“: Die Geschichte von LILO und REMO

„Jung im Geist“ zu sein und zu bleiben heißt, dass man sich unabhängig vom Alter neuen Dingen gegenüber offen zeigt und ein flexibles Denken hat. Es bedeutet, neugierig zu bleiben auf unerwartete Erfahrungen und Erkenntnisse und die Kunst des Staunens zu bewahren.

Diese Erkenntnis ist die Quintessenz aus zwei meiner FlexBrain©-Leitideen und zwar erstens, dass die einzige Konstante im Leben die Veränderung ist und man zweitens stets auf das Unerwartete vorbereitet sein sollte [darüber erfährst du mehr in Kapitel 21 meines Bucher „SIK? – Schalter im Kopf“] und ich habe diese Erkenntnis meinem Buch „Universum im Kopf“ vorangestellt.

Nun zum Thema: HERAKLIT war ein griechischer Philosoph und er stellte fest, dass „Alles fließt“. Diese Erkenntnis fasst seine Lehre zusammen und besagt, dass alles in ständiger Veränderung ist und sich wandelt. Hast du einen „jungen Geist“, dann verstehst du, dass Dinge, von denen heute alle als wichtig oder nützlich überzeugt sind, sich morgen bereits als Trugschluss erweisen könnten. Diese Sicht der Dinge entsteht in deinem Gehirn. Aber gibt es überhaupt das EINE Gehirn in deinem Kopf?

Hochentwickelte Säugetiere wie wir Menschen besitzen zwei Gehirnhälften und das aus gutem Grund. Die linke ist vereinfachend ausgedrückt spezialisiert auf analytisches Denken, Sprache und Logik, während die rechte Hemisphäre für Kreativität, Emotionen und räumliches Denken zuständig ist. Beide Hälften arbeiten eng zusammen, um komplexe Aufgaben wie Sprache, Musik oder das Erfassen von Ereignissen zu bewältigen, wobei dies unser Denken als Ganzes bildet. Ich habe sie irgendwann einmal, um Zusammenhänge besser erklären zu können, „LILO“ als Abkürzung für LINKS und LOGIK getauft und „REMO“ für RECHTS und MOTIVATION. Vorab: LILO UND REMO muss man sich im Grunde wie ein altes Paar in einer langen Beziehung vorstellen, die oft einer Meinung sind, bei denen es trotzdem auch ab und zu mal so richtig „knallt“. Denn genauso wie Heraklit meinte, dass ein Mensch nicht zweimal in denselben Fluss steigen kann, da sich sowohl der Fluss als auch der Mensch stetig wandeln, ist es doch unbestritten, dass sich jedes Individuum am liebsten auf gewohnten Pfaden bewegt und erst davon überzeugt werden muss, dass es auch anders bzw. besser geht. Das fordert LILO und REMO als Paar natürlich heraus.

LILO ist der rational denkende Teil unseres Universums im Kopf. Sie steuert unsere Sprache, das Lesen und Schreiben sowie das analytische Denken und Verstehen. Sie ist für Fakten, logische Prozesse sowie die Zerlegung von Informationen bis in deren kleinste Einzelteile zuständig [… nebenbei bemerkt war dies auch der Grund, weshalb meine linke Hirnhälfte einen weiblichen Namen hat – kleiner Scherz! …]. Und: LILO verarbeitet in unserem zentralen Denkorgan Informationen in einer schrittweisen, sequenziellen Reihenfolge.

REMO dagegen ist sozusagen der „Bohemian“ in unserem Schädel, die Rocklegende, die einen unkonventionellen künstlerisch-intellektuellen Lebensstil führt und sich damit von der rationalen LILO abhebt. Er ist ein (im wahrsten Sinn des Wortes) Freigeist, möglichst ungebunden und kreativ agierend. REMO verarbeitet Bilder, Formen, Farben, Gerüche zu einem virtuellen Mixtape, erkennt komplexe Zusammenhänge oder Muster intuitiv, analysiert und interpretiert andere Menschen anhand deren Körpersprache und gibt sich Sinneseindrücken hin. Beim Sex steuert er unser „Sichgehenlassen“, während LILO hier eher rational herangeht. In vielen bildhaften Darstellungen unseres Gehirns sieht der linke Teil daher oft sachlich schwarz-weiß-grau aus, während der rechte bunt und fließend-ausufernd dargestellt wird. Das Modell der „zwei Hirnhälften“ ist natürlich eine Vereinfachung, denn an fast allen mentalen Denkaufgaben beteiligt, spezialisieren sie sich jeweils auf unterschiedliche Aspekte, allerdings nicht isoliert sondern stark zusammenwirkend. Aus diesem Grund ist die Idee, dass es eine stark „dominante“ Hälfte gibt, die eine Person zu einem „Denker“ oder „Künstler“ machen würde, ein Mythos, denn eine optimale Gehirnleistung wird allein durch ein Teamwork beider Hälften erzielt.

Aber zurück zu „Jung im Geist“. Diese Formulierung bedeutet natürlich nicht, dass unser Gehirn biologisch jung bleibt, sondern dass jeder Mensch bis ins höhere Alter geistig flexibel, offen und positiv eingestellt sein kann: Es geht also um eine mentale Haltung und die hängt stark mit der Neuroplastizität unseres Gehirns zusammen, d. h. seiner Fähigkeit, sich durch Lernen und Erfahrung permanent neu zu vernetzen. Und was man niemals unterschätzen sollte: Studien haben belegt, dass regelmäßige mentale und soziale Stimulation Demenzrisiken senken und kognitive Leistungsfähigkeit erhalten kann, weshalb sich eine positive Einstellung zum Altern wirkt messbar auf Gesundheit und Lebensdauer auswirkt.

Der bekannte Hirnforscher und Lernexperte Dr. Martin KORTE, Jahrgang 1964 und Professor für Zelluläre Neurobiologie an der TU Braunschweig, belegte mehrfach, dass Altern keineswegs gleichbedeutend mit körperlichem und geistigem Verfall ist. Das mittlere und das höhere Alter seien vielmehr menschliche Entwicklungsphasen mit bestimmten Eigenheiten, Schwächen, aber auch besonderen Fähigkeiten und Stärken, die wir erkennen und nutzen sollten, so Korte. Neue Verbindungen und Synapsen können sich in unserem Geist ein Leben lang bilden, wenn wir dies fordern, weshalb man im Alter nicht automatisch vergesslich wird.

Lesen Sie HIER weiter!