In den 1960ern stellten die Unternehmensberater Robert R. BLAKE und Jane Stygley MOUTON eine bahnbre-
chende Betrachtungsweise vor, indem sie ein GRID (… also ein Raster bzw. Gitter …) aufspannten und dieses als Wahrnehmungs-Instrument für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benutzten. Es kann sowohl der Selbst-Analyse dienen als auch Führungskräften helfen, die ihnen Anvertrauten besser (fairer) einzustufen. Wir wissen ja, dass wir um so mehr wahrnehmen, je klarer unsere Frage gestellt ist, und dieses GRID stellt eine höchst wichtige Frage auf brillante Art. Die Waagerechte maß die PRODUKTION, also wieviel, wie effizient und in welcher Qualität produziert wurde. Dies bedeutet „Stückzahl“, in einem Autowerk vielleicht fertige PKW und so weiter. Die Senkrechte hingegen maß die „Personenbezogenheit“ der betroffenen MitarbeiterInnen. Das war neu. Im Hinblick auf die MASLOWschen Bedürfnisse (… die MASLOW selbst nie als Pyramide dargestellt hatte …) geht es um die Stufe 3 (soziale Bedürfnisse, das Bedürfnis nach Kommunikation, nach Austausch, nach Akzeptiert-Werden von Gruppen).
Erklärung: Mit COUNTRY CLUB ist die Freude an Kontakten, ohne LEISTUNG erbringen zu müssen, gemeint. /// TEAM LEADER sorgt für die nötige Begeisterung für Leistung und den richtigen Grad an Menschlichkeit. /// IMPOVERISHED (also: verarmt, mittellos) sagt alles. /// AUTHORITARIAN ebenfalls: Hier wird die Leistung aus den Leuten herausgepeitscht (= Sweat-Shop-Charakter).
Es gilt, einen Fragebogen auszufüllen, in dem man jede Aussage auf einer Skala von 0 (= nie) bis 5 (= immer) einträgt, z.B.: „Nothing is more important than building a great team.“ (= Nichts ist wichtiger, als ein gutes Team zu formen.) bzw. „I enjoy analyzing problems.“ (= Ich analysiere gerne Probleme.) – Danach werden die Werte in das GRID übertragen, und man sieht das Ergebnis. Falls Sie oder Ihre MitarbeiterInnen ernsthaftes Interesse daran haben herauszufinden, wo Sie (auf dem GRID) „liegen“, dann kann ich Ihnen ein Prozedere vorschlagen, das bereits einige meiner Klienten durchgeführt haben:
Schritt 1: Man schätzt sich selber ein und zeichnet seine Position ins GRID ein.
Schritt 2: Man füllt den Fragebogen aus.
Schritt 3: Man wertet die Antworten aus (es gibt eine Liste, welche Fragen zur senkrechten, welche zur waagerechten „Richtung“ gehören) und trägt das Ergebnis im GRID ein.
Schritt 4: Dieses vergleicht man mit der ersten Selbst-Einschätzung.
Schritt 5: Man bittet mindestens fünf weitere Personen, die Fragen so zu beantworten, wie diese Person meint, dass man selbst hätte antworten müssen.
Schritt 6: Diese Ergebnisse werden ebenfalls ausgewertet und übertragen. Ich schlage übrigens vor, die Selbst-Einschätzung und das eigene Ergebnis auf EINEM GRID festzuhalten, alle Fremdurteile hingegen auf einem zweiten. Man kann die PUNKTE mit Ziffern versehen und auf der Rückseite festhalten, welcher Freund diese Position als Fremd-Einschätzung anbot. Auf diese Weise sieht man mit einem Blick, wie oft die Fremd-Einschätzungen mit den eigenen Einschätzungen über einstimmen oder stark divergieren (Fremd-Einschätzungen, die extrem abweichen, sind zwar mit Vorsicht zu behandeln, aber es könnte sich um die einzige ehrliche Person im Freundeskreis handeln, also nicht sofort wegwerfen …).
Schritt 7: Die Fremd-Einschätzungen werden mit der Selbst-Einschätzung verglichen.
Wer einen Coach, Mentor, guten Freund etc. hat, kann jetzt mit dieser Person reden. Es ist nicht weniger „mannhaft“, über solche Dinge sprechen zu wollen (wenngleich Frauen mehr dazu neigen), es ist MENSCHLICH, insbesondere wenn die menschliche Komponente im GRID relativ hoch ist. Über die starke Tendenz, sich zu belügen (pardon: täuschen), spricht Robert BLAKE in einem Interview vom Sommer 1992. (…) Ich meine aber trotzdem: Wer meine 7 Schritte durchläuft, kann doch einiges lernen, auch ohne nach Amerika zu reisen.
Vera F. Birkenbihl, Odelzhausen