„Unser normales Wachbewusstsein ist nur eine Art von Bewusstsein, während abseits davon, nur durch hauchdünne Schichten voneinander getrennt, alle möglichen Formen von Bewusstseins existieren, die völlig andersartig als das rationale Bewusstsein sind. Keine Betrachtung des Universums in unserem Kopf, die diese anderen Bewusstseinsebenen ignoriert, kann vollständig genannt werden.“ (William James 1896 in „The Will to Believe“)
Viele Menschen halten ihren Körper mit Fitness-Programmen oder verschiedenen Sportarten fit, sie ernähren sich gesund und versuchen achtsam zu leben. Oft wird dabei das Wohlbefinden und die Kondition unserer „grauen Zellen“ vernachlässigt, denn das Gehirn wiegt mit rund 1,5 Kilogramm nur einen Bruchteil unseres Körpergewichts und wird, weil es sozusagen „immer da“ ist, kaum geachtet. Haben wir Kopfschmerzen, nehmen wir Tabletten zur Linderung, wenn wir lernen, pauken wir das Wissen in uns hinein, vergessen wir Dinge oder bei Stress, Überforderung und zeitweiligem Leistungsabfall, wird mit Ginseng oder anderen Nährstoffkombinationen gegengewirkt, schlafen wir schlecht oder fühlen wir uns unwohl, nutzen wir Medikamente, Alkohol – manche von uns vielleicht sogar Drogen – um die Symptome zu bekämpfen oder abzumildern. Das aber ist kein guter Umgang mit dem wichtigsten Organ unseres Körpers und der Heimat unserer Seele.
Seit etwa zwei Jahrzehnten zeige ich in meinen Veranstaltungen wie Gehirn-Management geht, dass dabei auch Selbst-Coaching funktioniert und was man wissen muss, um sein inneres Navigationssystem zu programmieren, damit es am Ende heißt „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“. In meinem anderen Betätigungsfeld als Musiker und Komponist (mit inzwischen über 40 Albumveröffentlichungen im Elektromusikbereich seit 1980) weiß ich, dass es neben der aktiven, persönlichen Hilfe auch Sounds und Klänge gibt, mit denen jedermann und jede Frau das eigene Gehirn nachhaltig beeinflussen und verbessern kann.
Im zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt fand Claudius Ptolemäus, ein griechischer Naturwissenschaftler, heraus, dass ein sich drehendes Rad zwischen die Sonne und dem Betrachter durch das Flackern des Lichts aufgrund der Speichendrehung einerseits ein Gefühl der Benommenheit als auch eine euphorische Stimmung erzeugt und zudem Muster und Farben vor dem inneren Auge entstehen lässt. Noch während des 2. Weltkriegs entwickelten WissenschaftlerInnen das erste kommerzielle, medizinische System zur aktiven Synchronisation von Gehirnwellen und nannten es „Brainwave Synchronizer“. In den 1950er Jahren untersuchten ForscherInnen mittels Stroboskop und EEG verstärkt die Wirkung von flackerndem Licht auf die Gehirnwellenaktivität. Hierbei erwiesen eine Vielzahl wissenschaftliche Untersuchungen, dass sich die Wirkung der Synchronisation mit Hilfe von entspannender Musik bei flackerndem Licht in verschiedenen Frequenzen optimieren lässt, so unter anderem bei der besseren Vernetzung der beiden Gehirnhälften.
Durch Transistortechnik und später IC-Bauweise wurde es in den 1960er und 1970er Jahren möglich, ebenso kleine wie komplexe Mentalsysteme herzustellen, die ihren NutzerInnnen visuelle und akustische Impulse zuführten. In den 1980er Jahren entwickelte man schließlich Musikstücke, die mit pulsierenden Alpha-, Beta-, Gamma-, Delta- oder Theta-Wellen als Tonimpuls unterlegt wurden, um so unanhängig von optischen Reizen Gehirnwellen mental zu synchronizieren. Seit 1986 habe ich mit verschiedenen Teams die Grundlagen für NEUROVIBES© entwickelt, mit deren Hilfe sich gezielt bestimmte Bereiche in unserem Denkapparat ansprechen und ausrichten lassen. In den 1990er Jahren waren es entspannende Kompositionen für sog. MindMachines, die kontrollierte optische und akkustische Reize erzeugen: Digital Musical Sounds (DMS), nannte ich das auf der Frankfurter Mikrocomputer-Messe 1986. Das konventionelle System bestand seinerzeit aus einem Steuergerat, in dem sich ein kleiner Computer befand, einer Brille, die mehrere Leuchtdioden enthielt, sowie einem Kopfhörer. So wurden Lichtmuster auf die Augen projeziert, während dem Gehirn parallel DMS-Tonsignale zugeführt wurden.
Besitzer solcher Meditationsmaschinen beispielsweise von der BrainLight GmbH in Goldbach konnten ihr Oberstübchen über verschiedene Frequenzfolge-Reaktions-Programme für eine Dauer von 15 bis 45 Minuten optischen und akkustischen Signalen aussetzen. Hierbei wird durch den akkustischen Reiz ein bestimmtes Elektrowellenmuster im Gehirn gebildet, das in Summe mit der Lichtreizung zu einer Synchronisation von Gehirnwellen und somit einer Bündelung von Gehirnströmen führt, was u. a. mit Hilfe von Elektro-Enzephalogrammen (EEG) nachverfolgt werden konnte.
Allerdings waren solche Optionen für Menschen mit Epilepsie undenkbar, die Geräte mit Anschaffungs-Kosten von (nach heutiger Umrechnung) 1.000 bis 3.500 Euro für viele Privatpersonen kaum erschwinglich. Hier entwickelten Experten unter meiner Regie in den letzten zwei Jahrzehnten eine Alternative zu seinen DMS: die NEUROVIBES©. Dabei verzichteten wir komplett auf MindMachines (… die optional selbstverständlich trotzdem mitgenutzt werden können …) und setzten auf Künstliche Intelligenz (KI), die Schwingungen in fünf Gehirnwellenbereichen, sozusagen in das Klangerlebnis „einwebt“, wobei mit jedem Wellenmuster bestimmte Arbeitsmodi des Gehirns (u. a. Gemüts-, Bewußtseins- und Entspannungszustände) verbunden sind:
0,5 – 4 Hertz = Delta-Wellen (= Tiefschlaf ohne Träume, Trance) ||| 4 – 7 Hertz = Tetha-Wellen (= bestimmte Schlafphasen und Meditation) ||| 7 – 13 Hertz = Alpha-Wellen (= entspannter Zustand zwischen Wachen und Schlafen) ||| 13 – 40 Hertz = Beta-Wellen (= sind oft mit aktiver Konzentration oder Anspannung verbunden; darüber hinaus sind sie auch im REM-Schlaf nachweisbar) ||| über 40 Hertz = Gamma-Wellen (= ganz normaler Alltagszustand) ||| [Hinweis: Hertz = Schwingungen pro Sekunde]
1999 setzte ich erstmals für Musik- und Radioproduktionen künstlich erzeugte binaurale QUADROUND Klangeffekte ein – entwickelt von einem Team im Oskar Sala Institut für Klangforschung (OSIK) und 2014 überraschte ich mit „Augmented Sounds“: Allerweltsgeräuschen, die in Musikwerke eingebettet wurden und das Gehrin anregen – etwas, was man heutzutage als ASMR kennt (= abgekürzt für Autonomous | Sensory | Meridian | Response oder „unabhängige Reaktion des Körpers auf sensorische Reize“).
Doch bereits 2001 veröffentlichte ich zur Internationalen Funkausstellung in Berlin erstmals NEUROVIBES© im Radio, die sich die HörerInnen aufzeichnen sollten, um sie später unabhängig von der Ausstrahlung zu nutzen. Zwei Jahre später begann die NEUROVIBES©-Vermarktung, wobei diese heute nicht mehr einzeln sondern in insgesamt acht Sets sowie drei Box-Sets erhältlich sind, als unterschiedlich aufgebaute und strukturierte Musikstücke, die (idealerweise) via Kopfhörer aber auch über Lautsprecher „konsumiert“ werden können und bei Entspannung des Hörers / der Hörerin die gewünschten Effekte erzielen. Das Beste an den NEUROVIBES© soll jedoch – so die subjektive Meinung einiger Experten – die musikalische Qualität und ihr Sound sein, der den Veröffentlichungen professioneller Elektromusiker in nichts nachstehen soll.